Inside Austria

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Der Podcast über die großen und kleinen Skandale Österreichs

Transkript

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00:00:00: Liebe Hörerinnen und Hörer, Lucia Heisterkamp und ich, Antonia Raut, machen eine Woche Sommerpause.

00:00:10: Sie hören an dieser Stelle deshalb keine reguläre Inside Austria Episode, sondern eine Folge unseres neuen Podcasts CEO vom Standard.

00:00:18: Darin spricht bei der Kollegin Petra Stuhlber, stellvertretende Chefredakteurin des Standard, mit der Unternehmerin Brigitte Ederer.

00:00:25: Den Namen kennen Sie vielleicht nicht alle gleich.

00:00:28: Dabei ist sie wahrscheinlich einer der erfolgreichsten Frauen der jüngeren österreichischen Geschichte.

00:00:33: Sie hat in ihrem Leben viele Rollen inne gehabt.

00:00:35: Sie war mächtige Managerin, Verhandlerin im EU-Beitritt von Österreich und SPÖ-Politikerin.

00:00:42: Im Interview erzählt die ehemalige Siemens Vorständin, wie sie zu einer der einflussreichsten Wirtschaftsgrößen Österreichs wurde und was sie nie wieder machen will.

00:00:51: Viel Spaß beim hören und bei Inside Austria geht's nächste Woche wieder mit einer regulären Folge weiter.

00:00:59: Ich befürchte im Nachhinein, dass der Kapitalismus mich mehr verändert hat, wie ich ihn.

00:01:03: Das ist Brigitte Ederer.

00:01:06: Sie war Spitzenmanagerin beim deutschen Industrieriesen Siemens.

00:01:10: Sie ist eine der einflussreichsten Wirtschaftstreibenden Österreichs.

00:01:14: Das ist Schwerarbeit, das kostet für Energie, aber wenn sie es erreicht haben, ist es ein Gefühl, das ist traumhaft.

00:01:22: Ederer war auch zwei Jahrzehnte lang in der Spitzenpolitik tätig und hat unter anderem den EU-Beitritt des Landes mitverhandelt.

00:01:30: Da gab es viele Sorgen und die waren natürlich nicht in allem sehr freut, dass wir da gekommen sind.

00:01:37: Ederer war in absoluten Spitzen-Shops die große Herausforderungen, die sich gebracht haben.

00:01:46: Das war der schmerzigste Teil.

00:01:50: Also, den möchte ich mein ganzes Leben nie mehr machen müssen.

00:01:54: Was hat sie erfolgreich gemacht und was würde sie heute ihrem Jüngeren ich sagen?

00:02:01: Mein Name ist Petra Stulber und das ist der CEO-Podcast vom Standard.

00:02:17: Wir interviewen die wichtigsten Wirtschaftstreibenden Österreichs, blicken in deren Arbeitswelten, finden heraus, wie sie es an die Spitze geschafft haben und was es braucht, um Österreichs Wirtschaft anzukurbeln.

00:02:29: Wenn Sie uns dabei helfen wollen, diesen Podcast großzumachen, dann abonnieren Sie CEO auf dem Podcast-Plattformen Ihrer Wahl und schicken Sie uns Ihr Feedback und Ihre Interviewwünsche an podcast@derstandard.at und jetzt geht's los.

00:02:48: Frau Ederer, Sie sind 1956 als Tochter einer alleinerziehenden Mutter in Wien auf die Welt gekommen, hat man was sehr viel Zeit Ihrer Kindheit bei den Großeltern im Waldviertel verbracht.

00:03:03: Wo hat Ihr Herz höher geschlagen, in Wien oder im Waldviertel?

00:03:09: Die erste Liebe war eher im Waldviertel, weil ich natürlich dort die gesamte Freizeit verbracht habe. Wenn Sie als Kind im Waldviertel aufwachsen, dann ist das etwas absolute Freiheit.

00:03:21: Da gibt es nichts, was sie abhielt. Ich bin nach dem Frühstück raus, bin zum Mittagessen nach Hause gekommen und dann wieder raus bis am Abend und da ist niemand, der Ihnen irgendwie sagt, das geht nicht oder es ist viel Verkehr oder sonst irgendwas.

00:03:37: Die Freiheit kann man sich gar nicht vorstellen, wenn man in der Stadt aufwächst.

00:03:40: Haben Sie damals quasi Skills mitbekommen, die Ihnen dann in Ihrem späteren Leben geholfen haben? Also sind Sie auf eine Art und Weise da gestärkt worden in dieser Kindheit, wo Sie heute in der Rückschau sagen, das hat mir im späteren Leben geholfen?

00:04:00: Ja, ich habe gelernt, mich bei Buben durchzusetzen und einfach meine Welt, weil ich keine Unterstützung hatte von Erwachsenen, aber keiner von uns, war es einfach so, dass wir sehr viel Zeit miteinander verbraucht haben und mich durchzusetzen und in der Gruppe akzeptiert zu werden, das hat sicher mein Leben geprägt.

00:04:19: Also Sie mussten sich da einfach irgendwie gegen eine männliche Übermacht behaupten?

00:04:26: Ja, aber es waren mehr junge Männer, ich war das einzige Mädchen in dem Alter, ja.

00:04:30: Sie sind ja dann in Floridsdorf ins Gymnasium gegangen und haben dann an der Uni Wien Volkswirtschaft studiert. Können Sie sich noch erinnern, wann haben Sie begonnen, sich für Wirtschaft zu interessieren und warum?

00:04:46: Die Wirtschaft hat mich schon immer interessiert und die wirtschaftlichen Zusammenhänge, aber ich war damals natürlich stark politisiert durch die sozialistischen Jugend und auch durch einen Onkel, der Betriebser war.

00:04:58: Und ich habe gemeint, man muss Wirtschaft studieren, um den Kapitalismus wirklich zustudieren und ihn verändern zu können, von innen sozusagen aufzuarbeiten.

00:05:10: Ich befürchte im Nachhinein, dass der Kapitalismus mich mehr verändert hat, wie ich ihn, aber letztendlich war das ein Hauptmotiv damals, Volkswirtschaft zu studieren.

00:05:18: Dann probieren wir es mal andersrum. Wann hat denn die politische Sozialisation begonnen? Also wann sind Sie bewusst, politisch geworden? Wann haben Sie eben bewusst begonnen, sich zu fragen, läuft da alles richtig und was kann ich tun, um die Welt zu verändern? Wann war das ein Thema?

00:05:37: Naja, das war, würde ich sagen, so mit 15/16. Ich war politisch sehr interessiert und eben wie gesagt ein Onkel, der Betriebsrat war und meine Mutter, die immer nur gesagt hat oder sagen, dass die Roten sind für uns da.

00:05:51: Also das war schon als Kind ein ganz wichtiges Moment eigentlich. Und dann auch in Florida auf der damaligen Zeit gab es eben viele, die in der Sozialdemokratität waren.

00:06:04: Das war so ein fließender Übergang, aber ich würde es vom Alter her anschätzen mit 15/16.

00:06:09: War Ihre Mutter Arbeiterin?

00:06:11: Meine Mutter hat auch die Volksschule gehabt und ist dann zu Leuten in Bedienung gegangen und war aber eine sehr kluge, sehr bodenständige Frau, die einfach mit Werten ausgestattet war, die es vielleicht heute in der Konkretheit und Einfachheit gar nicht mehr gibt.

00:06:30: Ich höre heute noch, wenn meine Mutter gesagt hat, wenn ich etwas getan habe, hat sie gesagt, aber so was macht man nicht.

00:06:36: Und ich habe ein Wertekostüm, dass ich immer noch, wenn ich etwas tue, was vielleicht nicht ganz in Ordnung ist, höre ich in meinem Ohr, meine Mutter, die sagt ja, aber so was macht man nicht.

00:06:48: Jetzt sagen Sie, der Kapitalismus hat Sie vielleicht stärker verändert als Sie ihn. Da erhebt sich ja eine ganz grundsätzliche Frage.

00:06:57: Die soziale Marktwirtschaft ist ja so etwas, was immer so ein Slogan war in Österreich, was eigentlich alle Parteien im Prinzip in Österreich vor sich her tragen.

00:07:07: Aber ist das eigentlich so eine Art Lebenslüge oder gibt es die soziale Marktwirtschaft überhaupt noch?

00:07:15: Nein, das ist keine Lebenslüge. Ich würde meinen, dass das marktwirtschaftliche System aber abgefedert, dass die sozial Schwachen nicht unter der Rede kommen, dass es eine gute Ausbildung für alle gibt, dass es eine durchlässige Gesellschaft gibt.

00:07:29: Das ist letztendlich das Ziel, weil auch die Marktwirtschaft davon profitiert. Das profitieren nicht nur die sozial Schwächeren, sondern es profitieren eigentlich alle davon, wenn man Maßnahmen setzt, die letztendlich zu einer Aufwertentwicklung der Gesellschaft beitragen.

00:07:45: Aber wenn man sich die globalen Entwicklungen anschaut, muss man nicht eher sagen, wir leben insgesamt in Zeiten eines entfesselten Kapitalismus?

00:07:54: Die letzten Monate sind schon etwas, was auch für mich herausfordernd ist, weil ich mir eigentlich nicht vorstellen konnte, dass so etwas stattfindet.

00:08:06: Wenn mir vor ein halben Jahr gesagt hätten, dass der Welthandel zu einem Teil infrage stellt, hätte ich gesagt, ja, das kann nicht sein und das wird auch nicht sein.

00:08:14: Ich stamm aus einer Generation und auch ein wesentlicher Grund, warum ich eine glühende Befürworterin der Europäischen Union bin, dass man sagt, wenn Länder immer stärker Handeln miteinander treiben, dann werden sie keine griecherischen Auseinandersetzungen mehr führen.

00:08:30: Das gilt jetzt für die Europäische Union, also für Deutschland und Frankreich, aber das gilt insgesamt für die Welt und an dieses Weltbild habe ich eigentlich sehr stark geglaubt.

00:08:38: Das ist jetzt ein bisschen erschüttert. Die Welt ihrer Mutter, die Werte ihrer Mutter, das ist doch so ein bisschen eine Welt, die gerade am Untergehen ist.

00:08:49: Das macht man nicht. Hat das überhaupt noch einen Wert? Ich glaube, das ist letztendlich Zusammenleben von Menschen. Da muss es Meinungen geben oder Werte geben, wo man sagt, so etwas macht man nicht.

00:09:02: Dass das vielleicht heute weniger prominent in den Köpfen ist, wie das bei meiner Mutter der Fall war, das mag sein, aber gelten tut es, glaube ich, genauso wie damals.

00:09:12: Sie haben ja nach der Sponsion in der Arbeiterkammer angefangen als Expertin und sind aber sehr bald ganz in die Politik gewechselt.

00:09:21: 17 Jahre habe ich mir ausgerechnet, hat ihre politische Karriere gedauert. Sie waren Staatssekretärin und haben den EU-Beitritt Österreichs maßgeblich mitverhandelt.

00:09:35: Vielleicht können Sie uns einen Einblick geben, vor allem den jüngeren Hörerinnen und Hören, die dann noch nicht so dabei waren. Wie war das dieses Verhandeln damals? Wie muss man sich das vorstellen?

00:09:47: Man muss sich das so vorstellen, dass wir eigentlich zwei, wenn sie so wollen, Fronten hatten. Also wir wollten beitreten der Europäischen Union.

00:09:56: Das war der gemeinsame Wille der beiden Koalitionspartner in der Regierung.

00:10:01: Und das bedeutete, dass wir Verhandlungen mit der Europäischen Union aufnehmen müssen. Und die waren natürlich nicht in allen sehr freu, dass wir da gekommen sind.

00:10:09: Oder hatten Vorstellungen, wie und unter welchen Bedingungen wir Mitglied werden können.

00:10:14: Und auf der anderen Seite gab es die österreichische Bevölkerung, die zu Beginn, also ich rede jetzt von 1992, auch nicht gerade der Meinung war, wir sollten der Europäischen Union beitreten, weil wir sind das.

00:10:27: Und was war so in der Skante? Und wir verlieren eine Autonomie und wir verlieren auch möglicherweise Teile unserer Neutralität oder so. Da gab es viele Sorgen.

00:10:35: Das ist ja sozusagen etwas, was ja auch jetzt wieder von gewissen Parteien immer hoch kommt. Wir verlieren unsere Autonomie, wir müssen eine Autonomie zurückkriegen.

00:10:46: Was war denn so die Vorbehalte der Mitgliedsländer der Europäischen Union?

00:10:51: Haben die geglaubt, mit Österreich kommt dann eine zusätzliche Konkurrenz? Oder was war da konkret das Problem für einige?

00:10:58: Der damalige Kommissionspräsident, den ich sehr geschätzt habe und das war ein kluger, weiser Mann der Europa wirklich weitergebracht hat, der Schaktelor, war natürlich der Meinung, dass wir wirtschaftlich gut zu dieser Europäischen Union umpassen.

00:11:13: Politisch mit der Neutralität hat er gemeint, es ist weniger, sozusagen spannend, dass die Länder dazu kommen, weil auch noch Schweden und Finnland die ja ebenfalls Neutralitätstatus damals hatten.

00:11:24: Und hat gemeint, es gibt einen eigenen Wirtschaftsraum, den europäischen Wirtschaftsraum, wo die Länder mitmachen können, Schweden, Finnland, damals auch Norwegen und Österreich, aber politisch wirklich als Vollmitgid passen sie nicht ganz dazu.

00:11:39: Und in dieser Diskussion waren wir, wir wollten natürlich einige Sachen absichern in den Verhandlungen und dieses Spannungsverhältnis wie bei allen Verhandlungen hat dann letztendlich nicht so einen guten Ergebnis geführt.

00:11:51: Aber Sie müssen uns dann ein bisschen mitnehmen, wir wissen das ja nicht. Sie haben ja ihr ganzes Leben lang verhandelt als Politikerin, Sie haben als Spitzenmanagerin.

00:12:01: Ich stelle mir vor, stundenlange Sitzungen, Nachtsitzungen, kann man da irgendwie auch mal rausgehen, oder sitzt man die ganze Zeit drinnen, wie ist das mit der Versorgung, kriegt man da auch was zu essen oder wie muss man sich so etwas vorstellen?

00:12:16: Na ja, die Abschlussverhandlungen mit der Europäischen Union, die waren schon speziell, das muss man dazu sagen.

00:12:22: Aber Gott sei Dank nicht so. Da haben wir eigentlich zwei Tage und zwei Nächte durchverhandelt, nicht ganze zweite Nacht. Natürlich kann man da rausgehen, natürlich kriegt man da was zu essen und lässt sich was bringen und so.

00:12:33: Aber letztendlich hält dann auch der Wunsch, endlich das zu einem Ende zu bringen, hält alle aufrecht und auch die Gemeinschaft, die wir damals waren.

00:12:44: Es war schon beeindruckend, wie wir da alle Österreicher wurscht, welcher Partei und ob wir im Bundesland oder Bundespolitik waren, wie wir da zusammengehalten haben.

00:12:52: Und das war dann schon fast wie in einer Wandergruppe oder Bergsteigergruppe, dass wir gewusst haben, wir können da jetzt nur gemeinsam rauf, alleine werden wir das nicht schaffen.

00:13:04: Und die anderen waren natürlich der Meinung, also ich kann mich noch erinnern an der Transitgeschichte, die Holländer haben überhaupt nicht verstanden, dass man Transit einschränken möchte oder Lkw-Verkehr einschränken möchte.

00:13:15: Die waren fassungslos, was wir da überhaupt wollen. Und da haben wir immer wieder gesagt, es gibt die Freiheit des Dienstleistungsverkehrs und wir sollen jetzt endlich aufhören mit diesem Unsinn.

00:13:25: Gewisse Dinge sind einfach für andere Länder unvorstellbar, so wie uns zum Beispiel als Österreicher die Norweger haben lange verhandelt über das Thema Fisch und Fischfang, das hat natürlich uns Österreicher überhaupt nicht interessiert.

00:13:38: Also da gibt es schon ganz unterschiedliche Themen, die natürlich auch ganz unterschiedliche Prioritäten gehabt haben.

00:13:45: Also es dann vollbracht war, kann ich mich noch gut erinnern, ich war ganz jung dabei.

00:13:51: War es so, aber das ist ein Bild, das sich mir eingebricht hat, wie der Außenminister Mock von der ÖVP, ihnen als EU-Staatssekretärin, SPÖ-Staatssekretärin ein Busse gegeben hat, vor aller Öffentlichkeit.

00:14:06: Und ich glaube, er hat etwas gesagt, was er vielleicht nicht gemeint hat, was man aber schon als Abwertung empfinden kann.

00:14:14: Und dann waren das Maskottchen, das irgendwie alles möglich gemacht hat. Wie ist es ihnen damals dabei gegangen?

00:14:20: Naja, wie er mich geküsst hat, war eigentlich noch völlig übernächtig, also ich habe das überhaupt nur mehr im Traum sein leicht mitbekommen.

00:14:29: Ich habe ihm dann das gesagt mit dem Maskottchen und er hat sich auch bei mir entschuldigt für, er hat das nicht so gemeint.

00:14:35: Also das hat er damals, das ist ausgesprochen derledigt.

00:14:38: Aber nicht in der Öffentlichkeit, sondern nicht in der Öffentlichkeit.

00:14:42: Was schon dieser Kurs bewirkt hat, war, er galt ja als relativ zurückhaltender, distanzierter Diplomat.

00:14:49: Und ich glaube, er war so glücklich, dass wir letztendlich dieses Ergebnis erreicht haben und dass er sich bedanken wollte.

00:14:57: Und bedanken wollte, dass ich glaube ich, ich meine, er hätte nicht einen der Männer geküsst.

00:15:01: Das wäre auch noch viel komischer gewesen, wenn er einer der Männer geküsst hätte.

00:15:04: Franz war nichts gegeben.

00:15:07: Der ist in Wien gesessen und er war auch völlig in beiden Nächten irgendwie immer, war mal in der Rückkoppelung.

00:15:12: Der war ein Büro, aber letztendlich war ich die, die mit der natürlich auch die meisten Zeit verbracht hat bei den Verhandlungen.

00:15:20: Jetzt vorher, das war ja nur mit den Schlussverhandlungen.

00:15:23: Und wir sind im Laufe der Verhandlungen glaube ich, kann man sagen, zusammengewachsen.

00:15:28: Wir haben uns am Anfang nicht sehr gut verstanden, aber das war dann am Schluss.

00:15:33: Das hat schon große Qualitäten gehabt, Herr Ausminister.

00:15:36: Etwas Zweites ist aus dieser Zeit hängen geblieben.

00:15:39: Wir müssen es auch ansprechen. Es wird ihnen wahnsinnig auf die Nerven gehen.

00:15:43: Das weiß ich, aber sie werden immer wieder in Verbindung gebracht mit dem sogenannten "Ederer Tausender".

00:15:50: Können Sie uns vielleicht sagen, was ist damit gemeint? Was soll denn das sein?

00:15:57: Zuerst muss ich mal sagen, wenn überhaupt irgendetwas von mir überbleibt ist, ist der "Ederer Tausender" und das "Bussel vom Mock".

00:16:03: Das könnte man sagen, von anderen Leuten bleibt noch weniger über, also könnte mich auch freuen.

00:16:07: Aber die zwei Sachen, wenn überhaupt bleibt das über.

00:16:10: Das Einzige, was mir wichtig ist, wir hatten nach der Erfolgsabstimmung, die war im Juni,

00:16:15: eine Pressekonferenz geplant und auch gemacht.

00:16:18: Das war die Konsumentenschützerin der Arbeit der Kammer Wien und ich am 28. Dezember, also ein halbes Jahr nach der Erfolgsabstimmung,

00:16:27: zu dem Thema, dass gewisse Konsumentenpreise günstiger werden.

00:16:32: Da gibt es jetzt X-Studien, die das auch sozusagen dachgerechnet haben und bewiesen haben, dass es alles günstiger geworden ist.

00:16:38: Also Lebensmittel, Leidung zum Beispiel, Leidung, Elektrogeräte.

00:16:42: Wir haben leider immer noch nicht ganz den Binnenmarkt in der Europäischen Union realisiert,

00:16:48: aber ein erheblicher Schwung war davorhanden.

00:16:52: Und bei der Pressekonferenz war es schon fertig und die Backen ein, die Journalisten und der ORF-Redaktor fragt,

00:16:58: die Hanne Etl, die damalige Konsumentenschützerin der Arbeit der Kammer, um wie viel wird es denn ungefähr billiger?

00:17:04: Und sie schaut so, ich sehe es heute noch von mir und sagt, na ja, um ein Tausend dafür,

00:17:09: eine vierköpfige Familie kann man schon rechnen im Monat, Schilling.

00:17:13: Nicht einmal 100 Euro.

00:17:16: Der Bock des Ein- und das waren die Schlagzeilen, die aber mir zugeschrieben waren, weil es die Pressekonferenz war.

00:17:22: Und seitdem habe ich diesen Titel, was mich ein bisschen kränkt, ist, dass viele ältere Leute damit verbinden,

00:17:29: dass wir sie damals angelogen haben bei der Volksabstimmung, aber das war lange nach der Volksabstimmung

00:17:35: und wir haben sie auch nicht angelogen, dass Studien zeigen, dass das günstiger geworden ist.

00:17:41: Das Problem war, dass am 1. Jänner 1995 wir nicht nur der EU beigetreten sind,

00:17:46: sondern auch ein Sparpaket gestartet worden ist und Maßnahmen beschlossen worden sind.

00:17:51: Und es sind einige Sachen teurer geworden und die Menschen vermengen das natürlich.

00:17:56: Also wenn ich zwar weniger für die Milch oder für den Schlager war, aber gleichzeitig höhere Wasser gebühren habe, etc.,

00:18:03: dann trenne ich das nicht, sondern denk mal, zusammen am 1. Jänner der EU beigetreten und einiges wird teurer,

00:18:10: das kann nur die Europäische Union gewesen sein, ne?

00:18:12: Wir bleiben noch ein bisschen bei dieser doch sehr wichtigen Phase auch ihres politischen Lebens.

00:18:19: Es kam dann eben zur Unterzeichnung des Beitrittsvertrags auf KORFO

00:18:24: und das war auch wieder so eine Situation, wo sie zurückstehen mussten.

00:18:28: Da ist der Bundeskanzler Franz Franzicky hingefahren, es ist Außenminister Alois Mock hingefahren.

00:18:35: Sie haben nicht mit unterzeichnet, sie waren da irgendwie in der zweiten Reihe.

00:18:40: Diese Ungerechtigkeit haben sie damals scheinbar mühelos weggesteckt.

00:18:45: Wie macht man so etwas?

00:18:48: Mir war damals der Beitel so wichtig und ich habe das nicht so bedeutend.

00:18:55: Natürlich habe ich mich kurz gekränkt, das würde ich jetzt lügen, wenn ich sage, das war mir völlig egal.

00:19:01: Aber es war mir nicht so wichtig, wie das heute vielleicht scheint.

00:19:05: Und ich wusste auch, dass natürlich die ÖVP damals nicht wollte, dass ich unterzeichne,

00:19:10: weil ich damals einen gewissen Zuspruch in der Bevölkerung hatte

00:19:15: und das Profil hat dann noch aufgetitelt, jeder hat eine rote Engel

00:19:20: und das wollte man natürlich nicht so zu sagen, dass da die Zustimmung noch steigt.

00:19:26: Ich würde meinen, es haben vier Männer unterzeichnet, heute wäre das hoffentlich zum Glück nicht mehr möglich.

00:19:31: Ich wollte gerade sagen aus einem feministischen Standpunkt her natürlich ein Disaster.

00:19:36: Ein Disaster, wir sind Mitglied der Europäischen Union und es ist wichtiger, wie es unterschreibt.

00:19:41: Also das Disaster würde ich zurückweisen, war glaube ich insgesamt nicht ganz gescheit von neuen Handeln, Personen.

00:19:47: Nach dem EU-Staatssekretariat sind sie ja dann in die Partei gewechselt.

00:19:52: Sie waren Bundesgeschäftsführerin der SPÖ und dann waren sie Finanzstadtrettin von Wien.

00:19:58: Jetzt haben sie da unterschiedliche Positionen in der Politik begleitet

00:20:02: und danach sind sie in die Wirtschaft gewechselt.

00:20:05: Aus heutiger Sicht, was ist denn der größte Unterschied zwischen Politik und Management?

00:20:12: Der schwierigste Job, den ich glaube ich auch am schlechtesten gemacht habe,

00:20:16: aber der ist bei weitern der schwierigste war der Bundesgeschäftsführer,

00:20:20: die Bundesgeschäftsführerin der SPÖ.

00:20:22: Ja, weil sie letztendlich für alles verantwortlich sind, niemanden was einschaffen können

00:20:28: und vom Sozialprästisch kommen Parteisegretäre, egal welcher Partei,

00:20:33: ja gleich vom Prästische noch massenmörder.

00:20:36: Kann noch Bundeskanzler werden Sie, Christian Stocker?

00:20:39: Ja, das stimmt, das ist vielleicht auch eine andere Zeit.

00:20:42: Aber zu meiner Zeit war schon so, das war ein ganz schwieriger Job.

00:20:49: Was ist der Unterschied? Der Unterschied ist, vieles ist gleich, die zeitliche Belastung,

00:20:54: aber Politik ist schon noch um eine Spur meiner Meinung noch härter,

00:20:59: auch von der zeitlichen Belastung her, weil die Ballsaison in Wien,

00:21:04: wenn sie für die Wirtschaft zuständig sind, ist eine furchtbare.

00:21:07: Wenn ich das so sagen darf, erwartet wird, dass sie auf alle Pelle gehen,

00:21:11: die da von den einzelnen Gewerben ausgerichtet werden.

00:21:15: Als Finanzstadtrettin war das.

00:21:18: Das war auch für die Wirtschaft zuständig.

00:21:19: Also die ganzen Feste dann, die im Frühjahr kommen und so,

00:21:23: also die zeitliche Belastung ist als Politikerin schon wesentlich stärker, finde ich.

00:21:28: Und auch die Planbarkeit, wissen Sie, wenn Sie in einem Unternehmen in der Führung sind,

00:21:34: dann können Sie damit rechnen, wenn Sie in der Früh in der Dusche stehen,

00:21:38: dass Sie auch noch am Abend diese Position inne haben.

00:21:41: In der Politik ist es oft gar nicht sicher,

00:21:45: der kann um 9, was daherkommen, womit Sie nie gerechnet haben,

00:21:48: Sie sind immer begleitet von Totalmedien-Scheinwerfern.

00:21:52: Also was immer Sie tun, sofort wird der Scheinwerfer eingestellt

00:21:56: und alle wissen besser, was dort jetzt die Verfehlung war.

00:21:59: Also das ist schon eine Aufgabe, die letztendlich schon

00:22:05: eine riesige Energie erfordern dort und auch so zu sagen, eine Einstellung.

00:22:09: Ich finde es auch wirklich traurig, dass die Durchlässigkeit

00:22:14: in Österreich kaum gegeben ist, was Politik und Wirtschaft betrifft.

00:22:17: Ich finde, Politiker haben so viel an Wissen, wie man Mehrheiten findet,

00:22:22: wie man letztendlich versucht, Dinge durchzusetzen,

00:22:25: wie man auch medial sich durchkämpft,

00:22:29: das lernen Sie in der Privatwirtschaft nicht.

00:22:32: Das ist ja natürlich etwas, was eigentlich immer unter dem Titel

00:22:37: "Nennen wir es Postenschacher", dann irgendwie daherkommt.

00:22:41: Eine Politikerin, die wechselt in die Wirtschaft auf eine hohe Funktion,

00:22:46: wird dann oft mit dem Thema Postenschacher in Verbindung gebracht.

00:22:51: Das haben sich die ausgemacht, das ist ausgeteilt worden

00:22:54: und oft stimmt es ja auch. Können Sie das nachvollziehen?

00:22:57: Nein, ich finde diese Diskussion schlecht.

00:23:00: Weil ich sage Sie, wie es bei mir war, wie ich von der Wiener Stadtregierung

00:23:04: zu Siemens gegangen bin, wurde gesagt, die nehmen die Älera,

00:23:09: die wollen die Straßenbahnen verkaufen und Kraftwerke etc.

00:23:14: Ich bin dann Generaldirektor geworden, da war ich schon weniger.

00:23:18: Und wie ich dann nach Deutschland gegangen bin, habe ich den Kollegen,

00:23:21: der damals krimm hatte, jeder ist ja nur Lobbyistin,

00:23:24: gesagt, aber jetzt glaubt er sich auch in Deutschland.

00:23:27: Nur deswegen geworden bin, weil ich Straßenbahnen,

00:23:30: weil ich die kennen, die Straßenbahnen und Kraftwerke kaufen.

00:23:33: Nein, aber trotzdem, ich finde ehrlich gesagt, jeder Politiker

00:23:38: hat so viel erlebt und so viele unterschiedliche Dinge gemanagt.

00:23:43: Das erleben sie in der Schnelligkeit und in der Eile,

00:23:47: wo sie sich einstellen müssen in der Privatwirtschaft, zum Glück nicht.

00:23:50: Die ist auch schnell, die ist auch schwierig, aber sie ist trotzdem planbarer.

00:23:55: Also ich sage dann, mein Leben als Finanzstadtrat, da waren um acht die Fleischhauer da,

00:24:01: weil sie gefunden haben, durch die EU haben sie jetzt weniger Möglichkeiten,

00:24:06: um den Fleisch oder es gibt Auflagen, was das Schlachten betrifft.

00:24:10: Um neun waren die Wiener Gärtner da, die gefunden haben, die Preise sind zu gering,

00:24:14: um zehn waren irgendwelche Gruppen da, die mehr Geld haben wollten für die Gesundheitsversorgung.

00:24:19: Also sie stellen sich, sie haben eine ganz andere Anforderung,

00:24:22: sich auf verschiedene Themen so einzustellen,

00:24:25: dass sie mithalten können mit den Menschen, mit denen sie reden.

00:24:28: Aber sie waren dann offensichtlich hauptsächlich auch Anlaufstelle für Beschwerden.

00:24:34: Das ist etwas, was dann in der Wirtschaft ähnlich ist,

00:24:36: dass man als Spitzenmanagerin auch hauptsächlich mit den Dingen konfrontiert wird.

00:24:40: Wo andere sich aufregen, wo sie sich ungerecht behandelt fühlen, wo es Probleme gibt,

00:24:45: ist das so eine Ähnlichkeit.

00:24:48: Sie sind als Führungsperson immer damit konfrontiert,

00:24:51: dass das zu ihnen kommt, was tief unter ihnen, also jetzt als Mitarbeiter, nicht mehr lösen können.

00:24:58: Oder wo es sozusagen solche Probleme gibt, dass wenn alles funktioniert zu 100%, das kommt nicht zu ihnen.

00:25:04: Daher kriegen sie auch und da müssen sie sehr aufpassen als Führungsperson.

00:25:08: Irgendwann die Meinung, ich bin mit von lauter Leuten umgeben, die gar nichts lösen können,

00:25:13: weil alle Probleme kommen zu mir.

00:25:15: Das stimmt nur nicht, sondern die, die nicht zu ihnen kommen, das sind eben keine Probleme.

00:25:20: Aber das ist manchmal schwierig, wenn man länger Führungskraft ist,

00:25:25: dass die Umgebung sehr wohl gut arbeitet und man nicht seinen Vorurteil, dass die alle

00:25:32: nix machen und alle Probleme zu einem kommen, das stimmt einfach nicht. Aber ich habe selber

00:25:37: manchmal gedacht. Was ja vielleicht auch ähnlich ist in der Politik, wie in der Wirtschaft,

00:25:43: ist man muss wissen, dass man Erfolge verkauft und man muss auch wissen, wie man die Themen

00:25:49: anpackt, die einem wichtig sind, dass man das auch wirklich durchbekommt. Ist das etwas,

00:25:55: was sie gut konnten, als sie in die Wirtschaft gewechselt sind, weil sie gewusst haben von

00:25:59: der Politik, wie man so etwas macht? Oder ist das eigene Erfolge verkaufen, ist das etwas,

00:26:05: was ihnen nicht zu legt?

00:26:07: Eigene Erfolge verkaufen waren nicht so mein Thema, aber was natürlich glaube ich ganz

00:26:12: wichtig ist und wenn ich überhaupt einen Ratschlag an junge Leute geben kann, dann ist es, wenn

00:26:17: man eine Tätigkeit anfängt, dann muss man einen Willen haben oder wissen, was will

00:26:23: man dort verändern, was will man gestalten. Es gibt immer mehr oder manchmal junge Menschen,

00:26:29: die einfach nur sagen, die Position hätte gern oder die Position hätte gern, aber gar

00:26:34: nicht wissen, was sie mit der anfangen wollen. Und ich finde, die Position ist ja nur spannend,

00:26:39: wenn ich irgendwie die Möglichkeit und die Macht habe, Dinge zu gestalten. Und das ist

00:26:44: in der Politik und in der Wirtschaft schon ziemlich ähnlich.

00:26:47: Das heißt, der Gestaltungswille sollte im Vordergrund stehen. Absolut.

00:26:50: Und das Borenhaterbretter ist da, wie dort, einfach die Hauptaufgabe.

00:26:56: Wir haben jetzt ein bisschen unseren biografischen Weg verlassen. Ich komme kurz darauf zurück.

00:27:02: Ich glaube, es war im Jahr 2000, als Sie dann in den Vorstand der Siemens AG Österreich

00:27:07: gewechselt sind. Wann haben Sie denn für sich gewusst, dass es für die Politik jetzt mal

00:27:13: zu Ende ist und dass Sie gerne in die Wirtschaft gehen wollen?

00:27:16: Ich habe das nicht so geplant oder so gewusst, sondern es gab das Angebot von Siemens Österreich.

00:27:23: Aber Sie müssen sich vorstellen, die Menschen in der Anonymität in Österreich, da hätte

00:27:29: sich der Scham in Grenzen.

00:27:31: Was heißt das?

00:27:32: Ja, das heißt, ich war für die Wiener Linien zum Beispiel zuständig und ich bin immer

00:27:37: ins Büro, ich war in der Wohnung relativ zentral. Und da habe ich immer wieder Leute angreift,

00:27:43: die, also ich erinnere mich noch an eine Dame, die gesagt hat, das war damals der N-Wagen.

00:27:48: Wie Sie noch nicht Stadträt waren, ist der N-Wagen viel pünktlicher gekommen, wie jetzt.

00:27:53: Und auch wenn Sie am Samstag in der Früh am Markt einkaufen waren, wenn Sie ununterbrochen

00:27:59: hören von Menschen und relativ aggressiv hören, was alles nicht funktioniert, wie blöd alle

00:28:06: miteinander sind und so zu sagen, das ist alles eine Katastrophe.

00:28:09: Also ich habe dann irgendwann einmal so Ausweichdendenzen gehabt, dass ich mir gedacht habe, ich gehe

00:28:14: noch mal einkaufen, also schon um sieben, das ist mir gar nicht mehr so.

00:28:17: Und wenn Sie das einmal haben, wenn Sie ausweichen wollen, den Menschen zu sagen und den Kontakt

00:28:23: mit Menschen und ich habe immer guten Kontakt gehabt, aber wenn Sie beginnen ausweichen

00:28:28: zu wollen, dann müssen Sie aufhören.

00:28:30: Das heißt, Sie haben eine gewisse Aggressivität im politischen Diskurs eigentlich schon Ende

00:28:36: der 90er Jahre erlebt.

00:28:37: Ja, ja, aber es war bei mir viel leichter, weil es natürlich ohne die Sozialmedien war.

00:28:41: Also es gab sie damals noch nicht, aber der Scham, der Österreich in der Anonyme Detail

00:28:47: hält sich in Grenzen.

00:28:48: Bevor wir jetzt weitermachen und auch so ein bisschen zu persönlichen Fragen kommen,

00:29:05: jetzt haben wir uns warm geredet und jetzt wollen wir so ein kurzes Zwischenspiel machen

00:29:09: mit einem kleinen Wordrap, den Sie bitte, wenn es geht, am besten mit einem Wort beantworten.

00:29:15: Okay.

00:29:16: Schauen wir mal, ob es funktioniert.

00:29:17: Schauen wir.

00:29:18: Vier Tagewoche oder sieben Tagewoche?

00:29:22: Fünf Tagewoche.

00:29:23: Sport vor oder nach der Arbeit?

00:29:27: Nach der Arbeit.

00:29:28: Führen Sie Ihren Terminkalender selbst?

00:29:31: Nein.

00:29:32: Auf welche Eigenschaften achten Sie bei Bewerbern am meisten?

00:29:38: Soziale kompetent.

00:29:39: Gibt es eine gute Art zu kündigen?

00:29:44: Nein.

00:29:45: Was ist Ihr wichtigster Softskill?

00:29:48: So lange zu fragen, bis ich es verstanden habe.

00:29:52: Auf welches Networking-Event können Sie nicht verzichten?

00:29:57: Die Einladung der Firma Siemens hat bei dem Salzburger Feuchtspielen.

00:30:01: Office.

00:30:02: Home-Office oder Nicht-Home-Office?

00:30:06: Nicht-Home-Office.

00:30:07: Welche Eigenschaft hat Sie an die Spitze gebracht?

00:30:12: Energie und dann letztendlich, dass ich immer den Biskopt habe, etwas zu verändern.

00:30:17: Work-Live-Balance, gibt's das?

00:30:21: Bedingt.

00:30:22: Sollten Väter und Mütter gleich lange in Elternkarrenz gehen?

00:30:28: Ja.

00:30:29: Ihr Tipp an junge Leute, die erfolgreich werden wollen, dass es keine Ratschläge gibt, sondern

00:30:34: jeder geht sein Leben.

00:30:36: Siemens galt damals als Männerbetrieb, vor allem was die Spitzenfunktionen betrifft.

00:30:46: Was hieß das damals konkret?

00:30:48: Wie ging es Ihnen in Sitzungen als einzige Frau?

00:30:52: Ich glaube, ich war sowas wie der bunte Elefant bei Siemens.

00:30:56: Wo sich alle bemüht haben, dass uns die nicht davonlauft oder gekränkt ist, oder dass

00:31:01: man das männerfeindliche Image bekommt, ich persönlich bin bei Siemens wirklich ausgesprochen

00:31:08: gut behandelt worden, eigentlich die ganze Zeit.

00:31:11: Also Sie hatten nicht das Gefühl, dass Sie Schwierigkeiten haben in Sitzungen, dass man

00:31:16: sich auf Sie einstellt, dass Sie zu Wort kommen, dass Sie nicht unterbrochen werden.

00:31:21: Das war nicht eine Realität, die Sie erlebt haben.

00:31:23: Nein, das war bei Siemens nicht der Fall.

00:31:25: Es war ein bisschen in der Politik schon am Anfang der Fall.

00:31:28: Aber was natürlich bei Siemens war, ich bin ja dann als Vorstandsmitglied eingetreten

00:31:33: und wurde dann ja Generaldirektorin von Siemens Österreich.

00:31:36: Und da war es schon so, dass meine Kollegen das vielleicht auch gerne geworden wären.

00:31:41: Die waren dann nicht so begeistert, also da gab es schon leichtere Schwierigkeiten.

00:31:46: Aber die glaube ich, hätte jeder Mann auch gehabt.

00:31:49: Wie geht man um mit so etwas?

00:31:51: Sind das Attacken, die von vorne kommen oder die von der Seite oder von hinten kommen

00:31:55: und wie pariert man so etwas?

00:31:57: Naja, ich sehe schon da mit Verletzungen, die mir zugefügt waren in den letzten 40 Jahren.

00:32:04: So ist es wieder nicht.

00:32:05: Da gibt es schon Narben, die vorhanden sind.

00:32:08: Die kommen aus der Politik, die kommen teilweise aus meiner Siemenszeit, aber natürlich gibt's

00:32:13: da Verletzungen.

00:32:14: Ich kann nicht beurteilen, ob Männer diese auch haben.

00:32:18: Die stecken, die werden sich glaube ich gar nicht so bewusst, dass es Narben sind.

00:32:22: Aber die gibt's und das ist natürlich auch der gewisse Preis an ein spannendes Leben.

00:32:29: Der ist no free lunch, also es gibt keinem sonst und das ist ein Teil dessen, dass man

00:32:34: halt einfach relativ einsam ist in Führungspositionen und natürlich auch wenig soziale Möglichkeiten

00:32:42: hat sozusagen Freundschaften in Vorständen, glaube ich, das gibt's ganz seitens.

00:32:47: Ich habe keinen Vorstand, der befreundet ist mit den Damen.

00:32:50: Wie muss man sich denn die Arbeit in so einer Spitzenfunktion vorstellen?

00:32:55: Ist das ein Aneinanderrein von Sitzungen?

00:32:59: Ist das ein sehr viel Einzelgespräche führen?

00:33:04: Ist das ein von früh bis spät Probleme lösen, wie Sie es schon angesprochen haben?

00:33:10: Hat das auch schöne Seiten, wo man sich dann irgendwie sagt, dafür hat sich's gelohnt

00:33:16: jetzt nicht nur, wenn ich aufs Bankkonto schaue, sondern auch...

00:33:19: Na, da gibt's absolut schöne Zeiten oder Erlebnisse, wenn man wirklich sozusagen gestalten will.

00:33:26: Also wenn Sie mich fragen, war das der EU-Beitritt, war für mich wahrscheinlich der Höhepunkt

00:33:31: meines beruflichen Lebens, aber auch dann als Stadtritt in die U2, die durch den zweiten

00:33:37: Bezirk gekommen ist und so, also da gibt's wirklich schöne Erlebnisse und wo man auch

00:33:41: denkt, Jahre danach noch, das geben's jetzt vielleicht nicht, wenn's mich nicht gegeben

00:33:46: hätte in der Funktion.

00:33:47: Aber natürlich ist es, wenn Sie, ich bin immer hineingegangen in Funktionen und hab

00:33:51: mal gedacht so, was möchte ich erreichen, wenn ich da in vier, fünf Jahren wieder herausgehe,

00:33:56: was möchte ich gestalten, wo möchte ich tätig sein, also was möchte ich verändern und das

00:34:01: ist natürlich extrem mühsam in der Politik und in der Wirtschaft, weil Sie Widerstände

00:34:06: haben, weil Sie letztendlich wie ein Herdenhunde Herde vorantreiben müssen, das sind ja nicht

00:34:11: nur die Mitarbeiter, das sind auch Kollegen, das sind in der Politik, sind Wähler, in der

00:34:17: Wirtschaft, sind es Aktionäre oder Aufsichtsräte, die alle müssen Sie unter Anführungszeichen

00:34:21: bei Laune halten und dorthin bringen, wo Sie die Veränderung haben wollen, das ist Schwerarbeit,

00:34:27: das kostet viel Energie, aber wenn Sie es erreichen, dann ist es ein Gefühl, das ist

00:34:30: traumhaft.

00:34:31: Sie waren dann Generaldirektorin von Siemens in Österreich, sind dann später nach München

00:34:40: ins Hauptquartier gewechselt und waren auch dort Europavorstand und oberste Personalschäfen,

00:34:45: aber davor in Wien mussten sie noch tausende Menschen kündigen.

00:34:50: Wie haben Sie das vor sich selbst und vor Ihrer Mutter gerechtfertigt?

00:34:55: Sie haben selbst einmal erzählt, dass Ihre Mutter sehr kritisch war.

00:34:58: Wir haben versucht Auflösungen zu vereinbaren, es war so, dass die Firma Siemens Telefonie

00:35:05: erzeugt hat und die Software für die Telefonie, also nicht die Geräte selber, sondern die

00:35:11: Software, das Herz dieser Geräte oder der Telefonie bedeutet hat, die wurde in Wien

00:35:17: entwickelt.

00:35:18: Die hat mein Vorgänger wirklich sehr beeindruckend alles nach Wien geholt und wie Siemens sich

00:35:23: entschieden hat, aus der Telefonie auszusteigen, war natürlich auch diese Arbeit nicht mehr

00:35:28: notwendig und man musste sich von Ihnen trennen und das war beruflich sozusagen der schmerzigste

00:35:34: Teil.

00:35:35: Ich musste mein ganzes Leben nie mehr machen, muss Gott sei Dank nehmen, aber wir haben

00:35:40: dort geschaut, dass man eben soziale Themen so viel wie möglich abfedert und auch so

00:35:45: viel wie möglich an Geld hier zur Verfügung stellt, aber letztendlich war es furchtbar.

00:35:49: Sie haben ja das auch mit Ihrer Mutter besprochen.

00:35:53: Sie haben das einmal in einer Dokumentation für das norddeutsche Fernsehen den norddeutschen

00:35:58: Rundfunk auch gesagt, dass Ihre Mutter hier sehr kritisch war Ihnen gegenüber.

00:36:03: Was hat Ihnen Ihre Mutter gesagt, weil es dieser Satz das macht man nicht?

00:36:07: Oder was war da der Zugang und was haben Sie ihr gesagt, wie haben Sie es auch ihr erklärt

00:36:12: vor ihr gerechtfertigt?

00:36:14: Meine Mutter hat gelesen, dass ich Leute abbauen muss und meine Mutter hat von Ihrer

00:36:19: Welteinschauung quasi der Meinung Arbeitslosigkeit ist das Furchtbarste, was Menschen treffen

00:36:23: kann und hat das gelesen und ich habe sie besucht und sie hat gesagt, du musst jetzt

00:36:28: Leute abbauen und ich habe gesagt, ja leider sehr viel und so und sie sagt, ihr macht

00:36:33: ihr Verluste und die sagt, nein wir machen keine Verluste, aber der Teil wird im geschlossenen

00:36:39: Telefonie und sie sagt, ihr aber dann versteht nicht, wenn es keine Verluste das Ganze macht,

00:36:45: warum schmeißt dann die Leute raus und das war für mich fast das schwierigste an dem

00:36:51: Thema, weil einer Frau das zu erklären, die das nicht einfach verstehen will, weil ihre

00:36:56: ganze Welt eine andere ist und auch so Arbeitslosigkeit für sie so furchtbar war, ist man eigentlich

00:37:04: nicht gelungen, ihr das zu erklären.

00:37:06: Haben Sie einen Frieden damit gemacht?

00:37:09: Ich möchte es nicht mehr machen, ich würde es nie mehr machen in meinem Leben.

00:37:14: Jetzt ist es ja oft so, so Spitzenmanager bekommen ja Boni am Ende eines Jahres, wenn das ja erfolgreich

00:37:21: war, wenn das Unternehmen Gewinne gemacht hat und oft kriegen sie auch Boni dafür, wenn

00:37:27: sie sozusagen letztlich Leute verabschiedet haben, haben sie damals einen Bonus gekriegt,

00:37:34: wie sehen sie überhaupt dieses Bonussystem, das ja doch auch an oft sehr schmerzvolle und

00:37:40: sehr umstrittene Entscheidungen gebunden ist?

00:37:43: Ja, ich werde jetzt, wenn es Zuhörer gibt, die sozusagen der Wirtschaft nahestehen, werde

00:37:49: ich wahrscheinlich jetzt ein paar von denen kopfstoßen, ich halte von dem individuellen

00:37:54: Teil des Einkommens gar nix, sondern ich finde Menschen, die eine gute Leistung bringen

00:37:59: sollen, ordentlich bezahlt werden, da können wir dann reden, wie viel, aber wenn man dann

00:38:03: auch noch immer diesen individuellen Teil davon abhängt, sind sie erfolgreich oder nicht, der

00:38:09: ist ein sehr gestaltbarer Teil, wie Sie richtig sagen, man hat höhere Gewinne, wenn man mehr

00:38:15: Leute abbaut zum Beispiel, aber auch, dass man es hinrechnet ein bisschen, also ich bin

00:38:20: einem wirklich vehement, aber ich bin gegen diese individuellen Teile, ich finde die Menschen

00:38:24: sollen gut zahlt werden, die sollen wissen und wenn sie keine Leistung bringen oder wenn

00:38:28: es nicht passt, dann sollen wir sie irgendwann von ihnen verabschieden, deswegen verdienen

00:38:32: sie aber weit mehr, wie andere Menschen, aber ich halte nix von diesem individuellen

00:38:37: Einkommensteil, aber überall, wo ich jemals in meinem Leben in einem Unternehmen hingekommen

00:38:42: bin, ob in Aufsichtsräten oder in Management Positionen, alle wollen diesen individuellen

00:38:47: Teil, das Einkommens und ich habe das fast ein bisschen resignierend aufgegeben, da können

00:38:52: ich sagen.

00:38:53: Also die Manager selbst wollen das?

00:38:54: Die Manager selbst wollen das, aber es wollen auch die Aufsichtsräte, die darüber beurteilen

00:38:58: wollen, weil sie das Gefühl haben, sie müssen jährlich den handelnden Personen sagen, dass

00:39:03: mit der Leistung war ich nicht zufrieden und mit der schon, also nachrechtbare Ergebnisse,

00:39:09: aber ich habe auch gelernt, dass man das doch relativ stark als Manager auch gestalten kann,

00:39:15: wie sozusagen dann letztendlich die Leistung hier bewertet werden kann.

00:39:19: Aber das ist doch auch dann so ein bisschen, wie transparent ist das denn?

00:39:23: Ich weiß nicht, ob mein Vorstandskollege jetzt einen höheren Bonus bekommt als ich oder

00:39:28: woran bemisst sich das denn oder wird das ausgesprochen, du bekommst heute dieses Jahr

00:39:33: um die Hälfte weniger, weil wir finden, du warst nicht erfolgreich oder wie muss ich

00:39:36: mir das vorstellen?

00:39:37: In der Regel ist es so, dass man am Anfang des Jahres gemeinsam entweder mit den Chefs

00:39:42: im Unternehmen, wenn sie in der zweiten, dritten, vierte Nebene sind oder mit dem Aufsichtsrat,

00:39:46: wenn sie in der ersten Nebene sind, macht man vier, fünf, zehn, zehn ist viel zu viel.

00:39:51: Am besten würde ich meinen, wenn überhaupt drei, vier Punkte ganz konkret aus was muss

00:39:57: erreicht werden, damit du zu deinem Fixgehalt auch noch einen variablen Teil bekommst.

00:40:02: Das ist nachrechenbar und daher natürlich auch für jeden nachvollziehbar.

00:40:08: Aber es ist ja trotzdem so, dass das Ereignisse gibt, die können sie nicht vorhersehen, ist

00:40:14: das Management ein Schuld oder nicht?

00:40:16: Also wenn die Bahn weniger Leute transportiert, weil es Hochwasser gibt und Regen gibt der

00:40:22: ganze Woche, ist da jetzt der Bahnvorstand Schuld oder nicht?

00:40:26: Diese Frage müssen sie dann beantworten.

00:40:28: Ich wäre eher dafür, dass man insgesamt sagt, Menschen die Erführungsposition haben, die

00:40:33: so in Ordnung ständig verdienen und wenn sie sozusagen keine Performance haben, die

00:40:38: Befriedigend ist, dann muss man sie irgendwann von einer trennen.

00:40:41: Deswegen verdienen sie ja auch mehr wie die anderen.

00:40:44: Wir nähern uns unserem Schlussteil dieser NDR-Dokumentation vor einigen Jahren, die ich bereits angesprochen

00:40:52: habe, da haben sie dann gesagt, sie wüssten immer noch nicht, warum sie nach vier Jahren

00:41:01: bei Siemens in München vorzeitig abberufen wurden.

00:41:04: Diese Dokumentation ist schon ein paar Jahre her, wissen Sie es heute?

00:41:09: Nein, ich weiß es bis heute nicht.

00:41:11: Ich vermute, was der Grund war, aber ich weiß es nicht.

00:41:14: Können Sie uns das erzählen?

00:41:15: Ja, ja, dann sicher, der Grund, ich vermute, aber es wurde nie ausgesprochen und ich weiß

00:41:20: es nicht.

00:41:21: Der damals 65-jährige Betriebsratsvorsitzender der Siemens AG wollte, dass er verlängert

00:41:27: wird.

00:41:28: Und es gab bei Siemens eine Regulare, um das man mit 65 aufhören muss.

00:41:32: Und ich habe damals gesagt, es gibt es Regularen, ich verlängere ihn nicht, aber wenn ihm jemand

00:41:38: anderer vom Aufsichtsrat verlängert oder der Aufsichtsratsvorsitzende, ich werde nichts

00:41:43: dagegen tun.

00:41:44: Die haben aber das auch nicht gemacht und ich gemetalte, also die zuständige Gewerkschaft

00:41:49: und auch der Betriebsrat waren einfach sehr böse auf mich und haben gesagt, Sie haben

00:41:53: das Vertrauen verloren in mich, dass ich da kooperiere und mit Ihnen zusammen arbeite.

00:41:58: Ich nehme an, das war der Grund, ich weiß es aber bis heute.

00:42:01: Also möglicherweise hat die Sozialdemokratin Brigitte Edderer gegen den Betriebsrat verloren

00:42:07: in der damaligen Situation?

00:42:08: So könnte man es sehen, ja.

00:42:10: War es das, was Sie so gekränkt hat, Sie haben damals gesagt, es hat mich kurzfristig

00:42:15: sehr gekränkt?

00:42:16: Ja, es ist eine der Narben, die ich habe, die ich von denen ich vorher gesprochen habe.

00:42:20: Natürlich, wenn Sie nicht wissen, ich habe keine Streiks gehabt in Deutschland.

00:42:23: Ich glaube, ich weiß nicht, ob ich einen sehr guten Job gemacht habe, aber ich habe keinen

00:42:27: schlechten Job gemacht und ich weiß bis heute nicht, warum.

00:42:31: Glauben Sie, es ist Ihnen das geschehen, weil Sie eine Frau waren?

00:42:35: Nein.

00:42:36: Es ist mir sicher geschehen, weil ich in gewissen Sachen vielleicht in meinem Leben zu kompromisslos

00:42:42: bin.

00:42:43: Wo sind Sie kompromisslos?

00:42:45: Ja, mein Mann sagt es manchmal, dass ich weiß, wie man Dinge tun muss und da bin ich

00:42:51: leider oft zu wenig bereit, dass es auch andere Möglichkeiten gibt, zum Ziel zu kommen

00:42:56: oder überhaupt.

00:42:57: Wenn ich finde, das gehört jetzt gemacht und das muss gestaltet werden und das muss

00:43:01: verändert werden, dann muss man alle Widerstände überwinden und die Widerstände haben da oft

00:43:08: keine Freude damit.

00:43:09: Frau Ederer, Sie sitzen in einigen Aufsichtsräten, Sie sind auch die Vorsitzende des ÖBB-Aufsichtsrats.

00:43:18: Wie viele Aufsichtsräte sind Sie insgesamt momentan?

00:43:21: Sechs.

00:43:22: Sechs.

00:43:23: Was war besser, quasi im Unternehmen an einer Spitzenposition zu sein oder Aufsichtsräten

00:43:28: zu sein?

00:43:29: Man kann mehr gestalten, wenn Sie selbst operativ tätig sind, das ist ein Riesenvorteil und

00:43:36: das ist auch das Lebenselixir, dass Sie was tun können, bewirken können, das können

00:43:41: Sie aus Aufsichtsrat viel, viel weniger oder gar nicht, weil das Wort "Aufsichtsrat",

00:43:45: ja es schon bin heute, dass man nicht selber operativ tätig ist, aber es hat natürlich

00:43:52: den Vorteil, wenn es irgendeine große Katastrophe im Unternehmen geht, rufen Sie nicht das

00:43:56: erst nicht an, sondern dann rufen Sie das Management an.

00:43:59: Aber Sie können ja zum Beispiel als Aufsichtsratsvorsitzende, könnten Sie der ÖBB sagen, da

00:44:05: geht ja einen falschen Weg oder diesen Tunnel im Tulnerfeld hätte dir vielleicht ein bisschen

00:44:11: höher bauen müssen und nicht zu tief, dann wäre beim Hochwasser nichts passiert, also

00:44:15: kann man insofern nicht auch gestaltend eingreifen.

00:44:19: Na man kann eine Ratschläge geben, Aufsichtsrat, man kann eine Ratschläge geben, man hat so

00:44:25: überprüfen, ob gewisse Strategien des Management auch wirklich realistisch sind und der Realität

00:44:30: standhalten, aber letztendlich, wo der Tunnel gebaut wird, wie er gebaut wird, ist es zum

00:44:37: Glück nicht meine Aufgabe und das sollte es auch nicht seien als Aufsichtsrat.

00:44:41: Sie haben vorhin gesagt, dass es eigentlich keine Freundschaften gibt auf der Spitzenmanagement-Ebene,

00:44:48: was es sehr wohl gibt, es gibt Netzwerke, es gibt auch mittlerweile Frauennetzwerke auf

00:44:53: Spitzenmanagement-Ebene, ist das etwas, das einem tatsächlich weiter hilft, ich erinnere

00:45:01: jetzt nur daran, dass es noch immer nicht gelungen ist in den Vorstandsetagen insgesamt

00:45:07: so etwas wie Gleichberechtigung herzustellen, also es gibt immer noch wesentlich mehr männliche

00:45:12: Vorstände als weibliche.

00:45:14: Ich glaube die Netzwerke werden zum Teil überbewertet, ich bin natürlich nicht in Netzwerken,

00:45:20: in denen sich Männer befinden, also ich kenne nur die Frauennetzwerke, aber ich glaube überhaupt

00:45:24: Netzwerke an sich werden überbewertet.

00:45:26: Was natürlich hilft ist, wenn Sie jemanden kennen, dann können Sie in der heutigen Zeit

00:45:33: zum Glück nicht mehr davon ausgehen, dass Ihnen der mehr hilft oder Ihnen einen Auftrag

00:45:37: zuschauen.

00:45:38: Aber Sie haben die Chance, dass Sie von der Assistentin durchgestellt werden, wenn Sie

00:45:43: anrufen, oder dass Sie überhaupt einen Ansprechpartner finden für ein Thema und dann möglicherweise

00:45:50: die Sicht auf das Thema eine andere wird, aber so dass man wirklich keilen kann, um Aufträge

00:45:57: oder sonst etwas durchzusetzen.

00:45:59: Ich weiß nicht ob es früher der Fall war, aber die Zeiten sind, wenn Sie vorhanden waren

00:46:03: längst vorbei.

00:46:04: Aber auch um in eine Position zu kommen, heißt es doch immer, es ist ganz gut, wenn man

00:46:09: Mitglied im CV ist oder bei den Freien Maurern, was ja per se schon mal Frauen ausschließt,

00:46:16: ist das immer noch so?

00:46:17: Das wissen Sie, es gibt auch weibliche Freien, aber ich weiß es nicht genau.

00:46:20: Aber die sind vielleicht nicht so einflussreich.

00:46:22: Ich bin Mitglieder der Sozialdemokratie und des österreichischen Gewerkschaftspunkts

00:46:26: und das reicht mir.

00:46:27: Sie haben ja früh beschlossen in der Politikkarriere zu machen, Sie haben dafür, wie Sie selbst

00:46:34: sagen, einen sehr hohen Preis bezahlt, Kinderlosigkeit.

00:46:38: Haben Sie den Eindruck, dass es nachfolgende Generationen hier leichter haben, Karriere

00:46:45: und Kinder zu vereinbaren, als Sie damals jung waren?

00:46:49: Ich glaube, es ist besser geworden.

00:46:52: Es ist auch die Einstellung von jungen Männern heute besser, wie damals.

00:46:56: Aber insgesamt, es gibt mehr Kinderbetreuungseinrichtungen in der Stadt, ich glaube am Land ist immer

00:47:01: noch schwierig.

00:47:02: Aber natürlich, ich konnte das damals nicht vereinbaren, das heißt ja nicht, dass das

00:47:06: nicht andere Frauen konnten oder dass es nicht jüngere Frauen heute können.

00:47:11: Für mich ist es ein Teil des Preises einer spannenden Berufstätigkeit.

00:47:15: Aber Sie würden jetzt nicht grundsätzlich sagen, dass es unmöglich ist, ein Großkonzern

00:47:20: zu leiten und eine Familie zu haben?

00:47:23: Nein, als Frau.

00:47:24: Die Ursula von der Leyen ist Präsident der Europäischen Kommission und hat meines Wissens

00:47:29: sieben Kinder.

00:47:30: Also, es ist nichts Unkommt aus einer sehr wohlhabenden Familie.

00:47:33: Es ist sozusagen nichts unmöglich, aber Sie müssen sich schon vorstellen, natürlich auch

00:47:37: in einer Spitzenposition in der Wirtschaft haben Sie die zeitliche Verfügbarkeit, Sie

00:47:44: können nie planen.

00:47:45: Wenn ein großer Kunde aus Brasilien anruft bei Siemens und sagt, es steht jetzt ein Auftrag

00:47:50: von 500 Millionen im Spiel, aber Sie müssen morgen erscheinen, dann erscheinen Sie morgen

00:47:56: und Sie sagen alles ab, was da geplant war.

00:47:59: Und das ist einfach diese zeitliche Verfügbarkeit, die ist in der Politik vorhanden, die ist

00:48:05: in der Wirtschaft vorhanden und das in zu Spitzenpositionen ist das schwierig.

00:48:09: Sie haben ja dann noch ein zusätzliches Problem gehabt, wenn ich mich recht entziehen

00:48:13: habe.

00:48:14: Sie mussten fliegen.

00:48:15: Und fliegen war jetzt nicht Ihre Lieblingstätigkeit.

00:48:17: Stimmt das?

00:48:18: Das ist bis heute leider so, ich weiß nicht warum, aber ich fliege ganz ungern um nicht

00:48:23: zu sagen, ich habe Flugangst.

00:48:24: Aber Sie haben das sowohl für die Politik als auch für Ihren Managementjob immer überwinden

00:48:30: können.

00:48:31: Für die Politik haben wir geschworen, dass ich nie mehr den Flieger um 7 Uhr nach Brüssel

00:48:35: nehme.

00:48:36: Also den habe ich auch danach nie mehr genommen.

00:48:39: Und bei Siemens habe ich dann sehr viel geflogen leider, was gesundheitlich nicht das Beste

00:48:45: für mich war, weil wenn man sich immer fürchtet, wenn es zum Wackeln anfängt, ist das wahrscheinlich

00:48:49: kontraproduktiv.

00:48:50: Gibt es etwas, das Sie heute gerne Ihrem jüngeren Ich sagen würden?

00:48:56: Versuche manchmal nicht alles sozusagen zu 100 Prozent durchzusetzen, begnügt dich mit

00:49:04: 80 Prozent.

00:49:05: Du tust dir leicht und brauchst weniger Energie.

00:49:08: Brigitte Edderer, vielen Dank für das Gespräch.

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00:49:27: Diese Folge wird produziert von Christoph Neuwirt, Schold Wilhelm, ist unser Chef vom Dienst.

00:49:33: Unsere Musik stammt von Maximilian Bless und ich bin Betra Stuber.

00:49:37: Vielen Dank fürs Zuhören, bis zum nächsten Mal.

00:49:40: Ich hoffe Ihnen hat diese Folge von CEO gefallen, folgen Sie dem Podcast gern überall, wo's

00:49:49: Podcasts gibt.

00:49:50: Und lassen Sie doch auch gleich gern ein paar gute Bewertungen und nette Kommentare

00:49:53: da.

00:49:54: Insight Austria ist dann nächste Woche wieder regulär zu hören auf allen gängigen Podcast-Plattformen

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00:50:02: Wenn Ihnen unser Podcast gefällt, dann freuen auch wir uns immer über ein paar Sterne und

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00:50:34: Ich bin Antonia Raut, Papa und bis zum nächsten Mal.