Der Podcast über die großen und kleinen Skandale Österreichs
00:00:00: In Österreich ist wieder einmal eine Debatte über die Teilzeitarbeit entbrannt.
00:00:09: Letzte Woche hat Wirtschaftsminister Wolfgang Hatmann-Storfer von der ÖVP höhere Sozialversicherungsbeiträge
00:00:15: für bestimmte Teilzeitarbeitende in den Raum gestellt.
00:00:18: Seiner Meinung nach sollen alle mehr einzahlen, die freiwillig nicht Vollzeit arbeiten, also
00:00:23: Menschen, die jetzt keine belegbaren Betreuungspflichten oder Pflegetätigkeiten erfüllen.
00:00:28: "Ich habe überhaupt kein Verständnis, wenn es null Betreuungsverpflichtungen gibt,
00:00:32: weil man gesund ist, dass man Teilzeit arbeitet, weil das ist auch eine Frage der Verantwortung
00:00:38: gegenüber der gesamten Gesellschaft."
00:00:40: Letztes Wochenende hat Niederösterreichslandeshauptfrau Johanna Mikkel Leitner ebenfalls von der
00:00:44: ÖVP dann nachgelegt und über Lifestyle-Teilzeitarbeitende geschimpft.
00:00:50: Insgesamt arbeiten rund 1,5 Millionen Menschen in Österreich Teilzeit.
00:00:54: Bei erwerbstätigen Frauen sind es mehr als 50%, bei Männern knapp über 13%.
00:01:00: Damit sind wir europaweit unter den Spitzenreitern, nur in den Niederlanden arbeiten noch mehr
00:01:05: Menschen in Teilzeit.
00:01:06: Kritikerinnen fürchten, dass die hohe Teilzeitquote Österreichs ohnehin schon angeschlagene
00:01:11: Wirtschaftsleistung dämpfen und die Lehrenstaatskassen weiter belasten dürfte.
00:01:15: Andere sagen, Menschen dürfen selbst entscheiden, wie viel sie arbeiten wollen.
00:01:19: Statt Strafen für freiwillige Teilzeitarbeitende braucht es bessere Betreuungs- und Pflegeangebote
00:01:25: für all diejenigen, die eigentlich lieber Vollzeit arbeiten würden, aber es nicht können,
00:01:30: weil sie eben Kehrarbeit leisten müssen.
00:01:32: Ich bin Antonia Raut vom Standard und in dieser Folge von Insight Austria wollen wir wissen,
00:01:37: wie teuer Teilzeitarbeit Österreich eigentlich wirklich kommt, warum ausgerechnet bei uns
00:01:42: so viele Menschen keine Vollzeitstellen annehmen und ob und wie Staat und Unternehmen daran
00:01:47: etwas ändern könnten.
00:01:49: Dafür sind heute zwei Expertinnen auf dem Gebiet zu Gast bei mir im Studio.
00:01:52: Im ersten Teil spreche ich mit Carmen Tremel vom Wirtschaftsliberalen Think Tank Agenda
00:01:57: Austria.
00:01:58: Sie forscht zu Bildung und Arbeitsmarkt.
00:02:00: Mit ihr spreche ich darüber, wie groß das Teilzeitproblem denn eigentlich wirklich ist.
00:02:05: Und anschließend ist Eva Eberhardtinger von der Wirtschaftsuniversität Wien bei uns zu Gast.
00:02:10: Sie ist Expertin auf dem Gebiet der Steuerpolitik und sie frage ich, ob Österreich nicht statt
00:02:15: Strafen für Arbeitnehmer*innen zu überlegen, besser seine Steuerpolitik überdenken sollte.
00:02:20: Frau Tremel, Sie haben gerade eine neue Untersuchung zur Teilzeitarbeit in Österreich veröffentlicht.
00:02:37: Was genau haben Sie sich denn da angesehen und was kam heraus?
00:02:41: Also wir haben diverse Auswertungen zu dieser ganzen Teilzeitdebatte gemacht, auch schon
00:02:44: der Vergangenheit, aber natürlich ausgegeben Anlass auch aktuell wieder.
00:02:48: Und in der angesprochenen Auswertung haben wir uns vor allem angesehen, wie hoch die Teilzeitquote
00:02:53: eigentlich bei den Frauen wirklich ist, weil gerade die Teilzeitquote der Frauen steht
00:02:56: ja immer wieder in Debatte und die sind bekanntlich in Österreich auch sehr, sehr hoch, also die
00:03:01: zweithöchste im EU-Vergleich und da haben wir uns eben nicht nur per se die Teilzeitquote
00:03:05: angesehen, sondern auch angesehen, wie viele der Frauen insgesamt sind dann eigentlich
00:03:10: nur in Vollzeit beschäftigt und da ist eben herausgekommen, dass ca. 34,7% der Frauen
00:03:15: insgesamt, also jetzt ungeachtet von denen, die auch im Erwerbsleben generell stehen,
00:03:20: nur Vollzeit tätig sind.
00:03:21: Das heißt, wir haben ca. eine Dreiteilung, ein Drittel ist in Vollzeit, ein Drittel
00:03:24: in Teilzeit, ein Drittel ist gar nicht erwerbstätig und dieses also runtergebrochen dann auf die
00:03:30: Erwerbsquote zum Beispiel haben wir eben ca. 70% die erwerbstätig sind, was sehr hoch ist
00:03:35: im internationalen Vergleich, davon aber eben nur mehr als 50% nur in Teilzeit.
00:03:40: Und warum haben sie sich da speziell die Arbeitszeiten, die Arbeitsvolumen von Frauen
00:03:46: angesehen?
00:03:47: Weil natürlich gerade dieser Teilzeitquote der Frauen eben so hoch ist, auch immer wieder
00:03:52: in Diskussion steht und natürlich das schon problematisch ist, dass eben die Teilzeitquote
00:03:56: so so hoch ist im internationalen Vergleich und anders auf dessen auch natürlich immer
00:04:01: wieder diskutiert wird und interessant ist.
00:04:03: Da mal die Nachfrage, warum ist es überhaupt ein Problem, wenn besonders viele Menschen
00:04:08: in Teilzeit arbeiten?
00:04:09: Ein Problem haben wir eben dahingehend, dass Österreich eine sehr, sehr hohe Beschäftigungskurte
00:04:14: grundsätzlich hat, auch bei den Frauen.
00:04:15: Die Beschäftigung auch stetig steigt, bei den Älteren steigt auch, aber eben nur mehr
00:04:20: über die Teilzeit.
00:04:21: Also wir sehen seit Jahren einen konstanten Anstieg der Beschäftigungskurte, aber die
00:04:25: Zahl der Vollzeitkräfte oder auch der Erwerbssätigkeit in Vollzeit eben stagniert, während die Teilzeit
00:04:30: eben konstant zunimmt.
00:04:31: Und das ist vor allem langfristig ein Problem, weil es sich auch auf den Wohlstand Österreichs
00:04:36: auswirkt.
00:04:37: Also wir sehen einfach, dass die Produktivität stagniert, beziehungsweise ganz, ganz leicht
00:04:40: wächst.
00:04:41: Also wenn man es auf den Erwerbssättigen runterbricht oder in Relation zu den Erwerbssättigen setzt,
00:04:46: ist es sogar leicht rückläufig seit Corona die Produktivität.
00:04:49: Also wir sehen da schon, dass wir ein Problem haben, einfach dass wir unser Arbeitsvolumen
00:04:53: nach dem entsprechenden Erfühlen, weil wir so ein hohes Teilzeit Ausmaß haben.
00:04:56: Da jetzt vielleicht hier ein bisschen naive Nachfrage, aber warum macht es denn einen
00:04:59: Unterschied, ob jetzt besonders viele Menschen Teilzeit arbeiten oder halt insgesamt nicht
00:05:05: so viele Menschen in Vollzeit arbeiten zum Beispiel?
00:05:08: Also es sind zwei verschiedene Sachen, die man sich da anziehen muss.
00:05:11: Einerseits die Personenzahl, die generell in Erwerbssätigkeit steht, dass natürlich
00:05:14: in erster Linie immer sehr, sehr wichtig, dass die Leute im Arbeitsprozess sind und
00:05:18: dann aber schon auch in einem zweiten Schritt, wir müssen einfach schaffen, dass wieder
00:05:21: mehr auch in Vollzeit arbeiten, weil es natürlich für den Gesamtstaat sich nicht ausgehen kann,
00:05:26: wenn alle nur 20 Stunden, weil das noch weniger arbeiten oder eben nicht eine Vollzeittätigkeit
00:05:31: nachgehen, gerade die, die eben durchaus in der Lage dazu wären.
00:05:34: Wenn nun eben also Österreich so eine unter Anführungszeichen Teilzeit-Nation ist, warum
00:05:41: ist das eigentlich so?
00:05:42: Also warum ist Vollzeitarbeit offenbar in Ländern wie Litauen so viel attraktiver als in Österreich?
00:05:48: Wir haben da einfach ein ganz, ganz großes steuerliches Grundproblem.
00:05:51: Also Arbeit ist in Österreich sehr, sehr hochsteuerlich belastet, ist auch in anderen Neoländern mit
00:05:56: unter der am stärksten steuerlich belastete Faktor, aber eben in Österreich noch einmal
00:06:00: viel mehr als in anderen Staaten.
00:06:02: Und das ist einfach ein Grundproblem, das man auch aktiv angehen könnte.
00:06:05: Also ist ja auch so, dass dann heißt ja, teilt sich diese individuelle Entscheidung, das
00:06:10: sind Sachen, die die Politik nicht beeinflussen kann, das stimmt zum gewissen Teil, aber
00:06:13: gerade diesen steuerlichen Aspekt ist einfach etwas, was auch öffentlich getrieben ist und
00:06:17: was durchaus auch beeinflussbar wäre und mit unter der größte Demotivator ist, wenn
00:06:22: man so will, von Vollzeitarbeit.
00:06:24: So viele setzen diese Entscheidung.
00:06:26: Ich will nicht Vollzeitarbeiten, weil sie sich einfach auch nicht auszahlt, ganz, ganz
00:06:30: bewusst.
00:06:31: Wenn nun die Politik zuletzt eben zum Beispiel die niederösterreichische ÖVP-Landeshauptfrau
00:06:35: Johanna Mikkel Leitner von Lifestyle Teilzeit sprechen und da Teilzeitarbeitende doch auch
00:06:41: ziemlich stark kritisieren, wird dann nicht darauf vergessen, dass ja doch die aller,
00:06:45: aller meisten Menschen in Österreich vor allem Frauen in Teilzeit arbeiten, weil sie eben
00:06:50: Kehrarbeit, Kinderbetreuung, Pflegetätigkeiten leisten?
00:06:53: Also natürlich, vor allem bei Frauen haben wir tatsächlich einige, die einfach auch
00:06:58: aufgrund der Betreuungspflichten, aufgrund von Kehrtätigkeiten nicht Vollzeit arbeiten
00:07:02: können.
00:07:03: Wir sehen aber schon noch, dass mehr als ein Viertel der Befragten angibt, bewusst ich
00:07:07: will nicht Vollzeit arbeiten.
00:07:09: Also dieses Phänomen auch ist wirklich teilweise einfach eine Lifestyle-Erscheinung, ein Wohlstandsphänomen.
00:07:15: Dieser kleine Teil dieses aufgrund der Betreuungspflichten und so nicht können, da kommen wir noch
00:07:19: mit einer ganz anderen Thematik, weil es ist de facto so, dass die Kinderbetreuung viel
00:07:23: viel besser ausgestaltet sein müsste, dass das eben kein Grund mehr ist, dass man nicht
00:07:27: Vollzeit arbeiten kann.
00:07:28: Aber wir haben eben auch einen großen Teil in der Bevölkerung, die einfach ganz bewusst
00:07:32: nicht mehr arbeiten wollen, gerade aufgrund der steuerlichen Aspekte oder eben auch weil
00:07:36: sie sehen, es geht sich eh aus und deshalb eben nicht Vollzeit arbeiten wollen.
00:07:41: Aber es gibt ja auch Berufe, denken wir zum Beispiel an den Sozialbereich, an den Bildungsbereich,
00:07:46: die einfach ein sehr hohes Belastungsniveau aufweisen und wo manche Menschen vielleicht
00:07:51: nicht nur sagen, ich will nicht mehr als Teilzeit arbeiten, sondern ich könnte es gar nicht
00:07:55: bei der Belastung im Beruf.
00:07:57: Also zuerst muss man mal sagen, dass natürlich der Beruf oder auch die Berufswahl immer noch
00:08:02: eine individuelle Entscheidung ist und dass es natürlich auch branchenabhängig ist, wie
00:08:06: viel Arbeit auch zumutbar ist, welches Belastungsniveau auch zumutbar ist.
00:08:10: Es ist keine Frage oder steht nicht im Raum, dass manche Berufe nicht, wir sind es ganz
00:08:14: hohe Alter ausgeübt werden können, dass manche Berufe körperlich oder auch psychisch anspruchsvoll
00:08:18: sind als andere.
00:08:19: Keine Frage, aber da haben wir einfach in Österreich auch noch viel aufzuholen, was
00:08:23: Weiterbildung während der Werbskayo auch andere Tätigkeiten neben eben solchen hochkörperlich
00:08:28: oder psychisch belastbaren Tätigkeiten angeht und auch, dass man das vielleicht ein bisschen
00:08:32: breiter streut, dass man vielleicht auch Optionen hat, dass man im Alter sagt, okay, ich bin
00:08:37: jetzt nicht mehr am Gerüst, aber ich mache halt Planungstätigkeiten und habe das immer
00:08:41: wieder schon einmal gemacht, deshalb ist es jetzt nicht mehr so eine große Umstellung
00:08:43: für mich.
00:08:44: Das sind einfach Sachen, da hat Österreich noch viel aufzuholen und so ist es auch bei
00:08:48: die Pflegeberufe, zum Beispiel natürlich die sind körperlich und auch psychisch viel
00:08:52: viel herausfordernd, da muss man flexiblere Modelle schaffen, ist auch der Arbeitgeber
00:08:56: gefragt, dass man da einfach irgendwie das Ganze ein bisschen aufbricht, aber das ist
00:09:00: dann auch vor allem eine Frage des Arbeitgebers und auch wieder dieser Aspekt, okay, es muss
00:09:05: ich dann eben auch auszahlen, es muss ich dann vor allem auch auszahlen, zum Beispiel wenn
00:09:08: ich sage, okay, ich bin noch jung, ich bin fit.
00:09:10: Ich möchte das auch ganz bewusst machen, ich möchte am Pflegeberuf ausüben auch in
00:09:14: Vollzeit, dass sie das dann auch entsprechend rentiert.
00:09:17: Es braucht also sehr wohl auch strukturelle Änderungen, höre ich heraus.
00:09:21: Nun hätte aber ÖVP-Minister Wolfgang Hatmann-Storfer einen eher individuellen Weg gewählt und
00:09:27: hat vorgeschlagen, dass Menschen, die quasi ohne Not in Teilzeit arbeiten, höhere Abgaben
00:09:33: zahlen sollen, weil sie ja quasi nur Teilzeit arbeiten, aber die volle Leistung aus dem
00:09:39: Sozialsystem beziehen.
00:09:40: Was halten Sie von diesem Vorschlag?
00:09:42: Also ich glaube, es ist grundsätzlich schon mal die falsche Herangehensweise, dass man
00:09:46: so angeht, wen soll man mehr bestrafen oder wer soll noch mehr Abgaben zahlen, weil die
00:09:51: Abgaben einfach schon nicht mehr entziehen.
00:09:52: Also wir müssen generell schauen, dass diese extreme Belastung auf den Faktor Arbeit herunter
00:09:56: kommt, dass wir von diesem extremen Steuerkeil auf die Arbeit herunterkommen, gerade bei
00:10:00: die mittleren Einkommen, damit es sich eben auch wieder auszahlt, arbeiten zu gehen und
00:10:04: vor allem auch mehr arbeiten zu gehen, also mehr Leistung muss einfach mehr Netto bedeuten.
00:10:09: Was derzeit schon der Fall ist, aber einfach in Relation, sich oft dann nicht auszahlt
00:10:14: im Endeffekt.
00:10:15: Und was man schon andenken könnte, ist, dass Menschen, die einfach keinerlei Betreuungspflichten
00:10:21: haben, die einfach durchaus Vollzeit arbeiten gehen könnten und das einfach als bewusste
00:10:25: Entscheidung setzen, dass man da sagt, ja, vielleicht, dass man bei der Sozialleistung
00:10:29: irgendwo ansetzt, wie man das dann genau ausgestaltet, ist eine sehr, sehr schwierige
00:10:33: Frage und auch eine Herausforderung und wie gesagt schon nicht der erste Schritt, den
00:10:37: man setzen sollte, aber es ist durchaus überlegen, dass man sagt, ja, okay, dann muss man da
00:10:41: halt vielleicht teilweise kürzen oder es muss einfach immer attraktiver sein, auch sein
00:10:46: volles Erwerbsausmaß, wenn man in der Lage dazu ist, einzubringen.
00:10:49: Sie haben es mit den Steuern auf Arbeit schon angesprochen, braucht es da auch noch andere
00:10:56: Maßnahmen, um quasi Vollzeitarbeit wieder attraktiver zu machen?
00:10:59: Also ich denke da an mehr Flexibilität, was Arbeitszeiten angeht oder vor allem auch
00:11:04: bessere Kinderbetreuungsangebote.
00:11:07: Also dieser störliche Aspekt ist der erste Faktor, wo man ansetzen sollte, wie schon
00:11:11: angesprochen, aber natürlich muss es zum Beispiel eine Grundvoraussetzung sein, dass
00:11:15: die Kinderbetreuung so ausgestaltet ist, dass eine Vollzeittätigkeit grundsätzlich möglich
00:11:19: ist.
00:11:20: Also wir sehen, auch in Wien ist das nicht die Lösung aller Probleme, weil in Wien ist
00:11:24: die Kinderbetreuung gefaktor so ausgestaltet, dass eine Vollzeittätigkeit daneben möglich
00:11:27: wäre.
00:11:28: Also da haben wir ungefähr 9 von 10 Kinder, die so betreut werden können, zumindest dass
00:11:33: es möglich wäre.
00:11:34: Gerade im Land haben wir da auch noch extremen Aufholbedarf.
00:11:37: Also wie gesagt, das ist jetzt nicht das Wundermittel, das wird nicht die Probleme lösen, aber es
00:11:41: ist eine Grundvoraussetzung, die geschaffen sein muss und auch, wie Sie angesprochen
00:11:45: haben, diese Flexibilität des Arbeitgebers oder diese flexibleren Arbeitszeitmodelle,
00:11:49: das ist auch etwas, wo man durchaus noch etwas aufzuholen hat, gerade vor allem im Bereich
00:11:53: der Frauen oder auch, dass man gestaltet das Erwerbsleben einfach und die Erwerbskehre
00:11:59: durchaus attraktiver, dass man gerade auch das Arbeiten im Alter oder das längere Arbeiten
00:12:03: auch attraktiver macht.
00:12:04: Also da haben wir schon noch großes Potenzial.
00:12:06: Es zeigt zum Beispiel auch eine neue OECD-Studie, dass Österreich bei dieser Beschäftigung der
00:12:11: älteren oder wie man die älteren Arbeitsmarkt einkliedert, auch über die ganze Karriere
00:12:15: in Weg schon mit unterm meisten Wachstumspotenzial hat.
00:12:18: Aber weil Sie jetzt gesagt haben, dass in Wien ja quasi die Kinderbetreuung nicht das
00:12:23: Problem sein sollte, ist nicht insgesamt die ganze Arbeitswelt und doch noch extrem familienfeindlich.
00:12:29: Also denken wir nur mal daran, wie viele Schulferien es gibt, die sich eigentlich mit normalen
00:12:34: Urlaubszeiten gar nicht abdecken lassen, an Pflegeurlaube, die Eltern regelmäßig zur
00:12:40: Verzweiflung treiben, weil das Verständnis der Arbeitgeber*innen dann oft doch nicht
00:12:44: so groß ist oder auch nur die Schwierigkeiten von denen manche Menschen eben bei erweiterten
00:12:49: Querenzzeiten oder sowas berichten.
00:12:51: Also natürlich ist Familienfeindlich ein sehr, sehr hartes Wort, aber es in gewisser Weise
00:12:56: ist Österreich einfach ein extrem konservatives Land.
00:12:59: Es hat sich da in den letzten Jahren schon ein bisschen was getan, ein bisschen sind die
00:13:03: Rollmuster aufgebrochen worden, aber wir sehen ja immer noch, es sind 98% der Personen in
00:13:07: Elterngrenzen Frauen, die Person die meistens zu Hause bleibt bei den Kindern ist die Frau,
00:13:12: vor allem am Land, die Frau geht einkaufen, die Frau putzt, die Frau macht den Haushalt
00:13:16: und so weiter.
00:13:17: Also wir haben da schon noch großes Potenzial nach oben vor allem auch, was die Einbindung
00:13:21: in den Familienalltag der Feder angeht, weil ein Kind ist trotzdem eine Entscheidung der
00:13:25: Eltern, ist eine gemeinsame Entscheidung und darf eben nicht nur an die Frauen hängen
00:13:29: bleiben.
00:13:30: Und deshalb haben wir auch in Österreich so ein Riesenproblem dann, dass die Armutsquote
00:13:33: der Frauen höher ist, vor allem im Alter dann, dass die Abhängigkeiten teilweise so
00:13:37: hoch sind und so weiter.
00:13:38: Also da haben wir schon noch ein großes auch gesellschaftliches Problem von die Rollenbilder.
00:13:43: Und reingesamtwirtschaftlich betrachtet sind so stark rückleifige Geburtenquoten, wie
00:13:48: man sie in Österreich sieht, ja auch bedenklich, oder?
00:13:51: Ja, durchaus.
00:13:52: Also wir sehen einfach mit diesem ganzen demografischen Prozess stehen wir vor Herausforderungen,
00:13:57: denen wir einfach nicht gewachsen sind.
00:13:58: Also wir haben immer längere Ausbildungsdauern, haben immer längere Pensionsdauern, diese
00:14:02: längeren Ausbildungszeiten zum Beispiel sind ja etwas durchaus Positives, aber man muss
00:14:06: dementsprechend dann auch reagieren, man muss sich einfach bewusst sein, wir haben immer
00:14:10: kleinere Gruppe, die auch gerade aktiv arbeitet und da muss man Sachen andenken, wie längeres
00:14:15: arbeiten durch höhere Pensionsantrittsalter, wir müssen Sachen andenken, wie bin die
00:14:20: Ältere, die noch wollen, aktiv auch in den Arbeitsmarkt ein, wie schaff ich da attraktive
00:14:25: Modelle, wie schaff ich das Mütter auch gerne wieder mehr arbeiten, dass sie überhaupt
00:14:29: wieder arbeiten nach Anakarenz und eben nicht dann steuerlich so stark belastet werden,
00:14:33: dann vielleicht noch Kosten durch zusätzliche Kinderbetreuung haben und dann eben sagen,
00:14:37: ja, warum soll ich arbeiten gehen, wenn es mir eigentlich teurer kommt, dann ist irgendwie
00:14:41: logisch, dass die Entscheidung darauf fällt, dass man eben zu Hause bleibt, sie womöglich
00:14:44: abhängiger von Partner macht und trifft da nicht auch Unternehmen eine größere Verantwortung,
00:14:50: Vollzeitarbeit attraktiver zu machen?
00:14:52: Ja, durchaus, also die Arbeitgeber, auf die kommt da eine sehr große Herausforderung
00:14:56: zu, denen muss man auch einfach mehr Aufmerksamkeit schenken oder die müssen auch bereit dazu
00:15:01: sein, individuell auf die Arbeitnehmer einzugehen, vor allem weil die Frauen einfach flexibere
00:15:06: Modelle zu schaffen und schon auch einfach diese ganze Arbeitsattraktivität hängt sehr
00:15:12: stark am Arbeitgeber, wo er nicht wirklich eingreifen kann oder wo er auch eben abhängig
00:15:16: ist vom Staat ist dieser steuerliche Aspekt, also da kann eine Arbeitgeber auch wenig machen
00:15:21: und den trifft es ja genauso, aber gerade bei diese individuellen Aspekte, bei dem eingehen
00:15:26: von die Arbeitsmodelle und so weiter, da kommt den Unternehmen durchaus eine sehr große und
00:15:30: bedeutende Rolle zu.
00:15:31: Sie haben es jetzt vorher schon mal angesprochen, dass es quasi etwas mehr als ein Viertel ist,
00:15:36: die ohne gleichersichtliche Gründe Teilzeit arbeitet, aber wie viele Menschen arbeiten
00:15:43: denn wirklich freiwillig Teilzeit und nicht vielleicht auch, weil sie gar keine Vollzeitstelle
00:15:48: bekommen würden oder weil sie eben in sehr belastenden Berufsgruppen arbeiten?
00:15:52: Also es gibt durchaus Zahlen, also in dieser großen österreichweiten Befragung von der
00:15:58: Statistik Ausbreite Mikro Sensors wird es durchaus erfragt, was der Hauptgrund ist
00:16:02: für Teilzeit.
00:16:03: Wir haben da aber schon ein Problem von der Datenlage auch, also auch dieses Viertel,
00:16:07: das sind einfach Zahlen, die man durchaus so stehen lassen kann, aber gerade wenn man
00:16:11: es dann runterbrechen will auf die Altersgruppen, wenn man dann vielleicht Alter uns geschlecht
00:16:15: anziehen will, was ja gerade die interessanten Punkte wären, dann wird es einfach von den
00:16:18: Daten auch statistisch sehr schwer interpretierbar, deshalb ist das mit den Gründen für die
00:16:23: Teilzeit auch immer etwas mit Vorsicht zu betrachten.
00:16:25: Auch dieses Viertel, ja man kann ihm schon mal sagen, ja circa ein Viertel will einfach
00:16:31: nicht mehr Vollzeit arbeiten, da sind eben diverse andere Gründe ausgeschlossen, aber
00:16:35: wir haben eben auch fast circa wieder ein Viertel bis ein Drittel, die irgendwelche Gründe
00:16:40: angeben, die nicht wirklich zuordnbar sind.
00:16:42: Also da haben wir einfach auch einen sehr, sehr großen Teil, wo wir es gar nicht so
00:16:46: sagen können.
00:16:47: Genauso auch mit den Betreuungspflichten, da werden zum Beispiel Kinderbetreuungspflichten
00:16:50: und Kehrarbeiten von Älteren werden in einen Topf geworfen, also das können wir auch wieder
00:16:54: nicht klarer differenzieren und deshalb ist es da sehr, sehr schwierig und auch immer etwas
00:16:58: mit Vorsicht zu genießen.
00:17:00: Das heißt, in Österreich gibt es Ihnen offenbar schon diesen unter Anführungszeichen "Lifestyle",
00:17:06: Teilzeitanteil an der Bevölkerung, aber es ist gar nicht so leicht zu sagen, wie groß
00:17:10: der wirklich ist.
00:17:11: Nun gibt es ja auch in Deutschland eine Debatte darüber, dass die Bevölkerung unter Anführungszeichen
00:17:17: immer weniger arbeiten will.
00:17:18: Die neue Bundesregierung dort, vor allem der konservative Anteil, hat dann nun auch schon
00:17:23: angekündigt, dass man eben Maßnahmen setzen will, aber erkennt man daran zum Beispiel,
00:17:28: dass eben dieser Wunsch nach geringerer Arbeitszeit, nach mehr Work-Life-Balance, etwas ist, dass
00:17:34: sich gerade eben sehr, sehr vielen Industrienationen abzeichnet.
00:17:38: Ja, also das ist durchaus nicht nur ein österreichisches Phänomen von dieser Teilsrepublik Österreich,
00:17:43: also wir haben dieses Problem oder auch diese Entwicklung können wir eigentlich in ganz
00:17:47: Europa beobachten oder eben auch in die Industrienationen beobachten, wie sie angesprochen haben.
00:17:51: Also das ist schon ein Problem oder einfach ein Phänomen, was sie flächendeckend eigentlich
00:17:55: beobachten lässt und das ist ein bisschen wie mit der Alterung, das ist einfach was, was
00:17:59: auf alle zurollt, was alle auf Herausforderungen sehen müssen und auch dieser Steuerlehrerspekt
00:18:04: ist ja etwas, was in Österreich noch mehr viel stärker ausgeprägt ist, aber wo auch andere
00:18:08: Länder einfach zu kämpfen haben, dass der Faktor Arbeit oft so belastet ist und das
00:18:13: ist deshalb auch nicht Austall, also zum Beispiel auch einen Punkt noch zu dieser Lifestyle-Entscheidung.
00:18:18: Ja, es wird durchaus viele geben, die sagen, ich will einfach nicht mehr, ich will meine
00:18:22: Work-Life-Balance.
00:18:23: Das geht sie eh aus für mich, dann ist es auch oft etwas, was man vielleicht mit keinem
00:18:27: Faktor der Welt oder auch mit keinem Anreiz der Welt beeinflussen kann, aber man kann
00:18:32: ja da auch auch wieder nicht differenzieren, wie viele machen das, weil sie einfach irgendwie
00:18:36: schauen, wie sehr zahlt es eigentlich aus und einfach rechnen können, blöd gesagt, und
00:18:40: wie viele es sind, die das einfach als Lifestyle-Entscheidung treffen, also da kann man ja auch wieder
00:18:45: schwer differenzieren oder eigentlich nicht differenzieren, weil man einfach die Daten
00:18:48: nicht hat, die Fraganquellen fehlen.
00:18:51: Wenn Politiker*innen das Bild von diesen Lifestyle-Teilzeitarbeitenden zeichnen, dann
00:18:57: meinen die ja oft auch speziell junge Menschen, die halt vielleicht sagen, ich bin jetzt Mitte
00:19:01: 20, ich kann es mir leisten, nur 25 Stunden arbeiten zu gehen und komme damit trotzdem
00:19:06: gut über die Runden und kann halt auch meine Freizeit noch genießen.
00:19:09: Ist es denn kasseverwerflich, also steht es mir nicht auch irgendwie frei, nur so viel
00:19:15: arbeiten zu gehen, wie ich halt arbeiten muss.
00:19:18: Ist es nicht irgendwie auch ein Teil meiner Wahlfreiheit als Mensch in Österreich?
00:19:24: Natürlich ist die Arbeit generell und auch das Arbeitsausmaß dann eine sehr individuelle
00:19:29: Entscheidung, sollte auch jedem weiterhin frei stehen.
00:19:31: Ich meine, das ist etwas, man kann ja keinen zur Arbeit zwingen, aber man muss schon auch
00:19:35: sagen, dass das Arbeitsausmaß oder diese Entscheidung, ich will arbeiten gehen und ich will auch
00:19:39: Vollzeitarbeiten gehen, schon auch gewissermaßen ein Aspekt ist von, wieviel will ich zur Gesellschaft
00:19:44: beitragen und ich glaube, wir leben alle gerne in Österreich, Österreich ist das sehr wohlhabender
00:19:48: Staat immer noch, hoffentlich auch noch länger, aber wir sehen eben schon, wenn da immer weniger
00:19:53: gearbeitet wird, wenn die Menschen immer mehr sagen, ja, es geht sie halt jetzt aus
00:19:57: und die Arbeit nur mehr 25 Stunden, 30 Stunden, dass sie das gesellschaftlich eben langfristig
00:20:03: nicht ausgehen kann und dass schon auch die Bereitschaft wieder steigen muss oder dieser
00:20:06: Gedanke daran, okay, ich arbeite nicht nur für mich, ich arbeite nicht nur für meinen
00:20:10: eigenen Lifestyle, dass es jetzt ausgeht, sondern ich arbeite eben auch gewissermaßen für
00:20:14: den Gesamtstaat, ich muss auch schauen, okay, wenn ich später meine Leistungen beziehen
00:20:17: will, wenn ich eine Ausbildung nebenbei oder so machen will, ich muss meinen Beitrag
00:20:21: einfach so leisten, wie es mir möglich ist. Also, ja, es ist eine individuelle Entscheidung,
00:20:26: es soll auch jedem irgendwo freisten, es soll auch von der Belastung so ausgestaltet sein,
00:20:31: dass es für Antragbar ist, aber man muss eben schon diesen gesamtgesellschaftlichen
00:20:34: Aspekt genauso mit betrachten. Ist da die Strategie der ÖVP-Minister in den Landeshauptfrauen
00:20:42: nicht vielleicht die falsche, weil ich erkenne das bei Menschen, die Teilzeit arbeiten, dass
00:20:47: sie sich dann irgendwie so ins Eck gestellt fühlen und gerade erst recht nicht überdenken,
00:20:52: ob sich Vollzeit nicht vielleicht ja auch für sie selbst mit Pensionsalter und allem
00:20:56: drum und dran mehr lohnen würde, braucht es da vielleicht mehr Dialog als drohenden
00:21:01: Finger? Ja, es braucht da definitiv auch auch, wie
00:21:04: ich noch angesprochen habe, andere herangehensweise, also weniger so, dass wenn so eine noch mehr
00:21:08: bestrafen, der soll noch mehr zahlen, sondern viel mehr Arbeit muss sie auszahlen, Arbeit
00:21:12: erhält unseren Wohlstand und deshalb auch von der Regierung irgendwo klar der Auftrag.
00:21:18: Es kann jetzt sein, dass die Arbeit so stark belastet wird, so stark auch generell schon
00:21:22: mal bestraft wird, weil es muss einfach auch den Politikern bewusst sein, die gesellschaft
00:21:27: erhält den Staat und nur durch eine gewisse Arbeitsmotivation auch werden wir das ganze
00:21:32: System am Laufen halten und gerade deshalb ist es auch der eine Faktor natürlich, wir
00:21:36: Wir müssen diese Störse...
00:21:37: Das System ist ja, per se jetzt kein schlechtes, auch der Sozialstaat grundsätzlich wie ausgestaltet
00:21:41: ist, ist ja was sehr, sehr Gutes in Österreich und etwas, auf das wir durchaus stolz sein
00:21:45: können.
00:21:46: Aber einfach auch, dass da die Motivation erhalten bleibt und weg von diesem WM-Bestrafi noch
00:21:51: mehr, wo kann ich noch mehr Steuern einheben, sondern vielmehr mal schauen, wie kommen wir
00:21:55: endlich runter von dem und wie kann ich auch die Motivation da durchaus oder die Anreize
00:21:59: wieder steigern.
00:22:00: Frau Trimmel, vielen Dank für den Besuch im Studio.
00:22:03: Danke für die Einladung.
00:22:04: Wir haben jetzt schon immer wieder über die steuerlichen Faktoren rund um die Teilzeitarbeit
00:22:09: gesprochen.
00:22:10: Aber wie kommt es denn eigentlich wirklich zustande, dass anscheinend Teilzeitarbeit
00:22:15: eben steuerlich begünstigt ist in Österreich und stimmt es überhaupt?
00:22:18: Darüber haben wir mit Eva Eberhardinger von der Wirtschaftsuniversität Wien gesprochen.
00:22:23: Sie ist Expertin für Steuerpolitik.
00:22:25: Frau Eberhardinger, können Sie uns noch mal ganz einfach erklären, wie denn eigentlich
00:22:30: die steuerliche Situation rund um Teilzeitarbeit in Österreich aussieht?
00:22:34: Die Steuer, die Einkommensteuer bei uns ist, wie jede Steuerbemessungsgrundlage mal Tarif,
00:22:40: also Einkommen mal Steuersatz und besteuert wird nach der Leistungsfähigkeit.
00:22:46: Das heißt, diejenigen, die mehr verdienen, die mehr Einkommen haben, zahlen auch mehr
00:22:50: Steuer und das passiert schon alleine durch einen proportionalen Tarif, also wenn alle
00:22:56: gleichmäßig zum Beispiel, weiß ich nicht, 30 Prozent zahlen würden.
00:22:59: Bei uns aber und in den meisten, fast allen anderen Ländern, ist es so, dass der Tarif
00:23:06: progressiv gestaltet ist, das heißt, wenn man mehr verdient, hat man auch einen höheren
00:23:12: Steuersatz, der anwendbar ist, das ist die Steuerprogression und diese Steuerprogression
00:23:17: wird oder wird steuerteoretisch gerechtfertigt dadurch, dass man sich zur Umverteilung bekennt.
00:23:24: Das heißt ausgedanklich, es schrechenerisch geht es sich nicht immer ganz aus, aber gedanklich
00:23:29: wird mit diesem Mehrsteueraufkommen von den besser verdienten, werden Sozialtransfers
00:23:35: für die weniger gut verdienten bezahlt.
00:23:37: Das heißt, wer mehr arbeitet, zahlt mehr Steuern und das kann dazu führen, dass es
00:23:44: sich eher rechnet, weniger zu arbeiten, weil man nicht unbedingt viel weniger verdient
00:23:50: dadurch.
00:23:51: Genau, wer mehr arbeitet, zahlt nicht nur absolut, sondern auch relativ mehr Steuern,
00:23:56: also einen höheren Prozentsatz, und daher, wenn man weniger arbeitet und überlegt aufzustocken,
00:24:00: mehr zu arbeiten, dann wird ein höherer Prozentsatz von diesem zusätzlichen Einkommen an Steuern
00:24:07: abgeführt, das heißt, der Grenzsteuersatz, dieser zusätzliche Steuersatz auf das zusätzliche
00:24:10: Einkommen, der kann relativ hoch sein, und da gibt es eine sehr schöne Studie von der
00:24:15: OECD, die das für die OECD-Mittelstaaten ausgerechnet hat, und die kommen zu dem Ergebnis, dass
00:24:22: in Österreich der Durchschnittsteuersatz für Teilzeitbeschäftigte bei 12% liegt, das
00:24:29: ist sehr, sehr niedrig, ist wenig, und der Durchschnittsteuersatz für Vollzeitbeschäftigte
00:24:35: deutliche Höhe ist so, dass der Grenzsteuersatz, also die zusätzliche Steuersatz auf ein
00:24:39: zusätzliches Einkommen, wenn man aufstockt, bei 42% liegt.
00:24:44: Dieses zusätzliche Einkommen wird daher vergleichsweise sehr hoch besteuert, wird viel
00:24:49: weggesteuert, und das ist ein Anreiz eben nicht mehr zu arbeiten, einerseits, andererseits
00:24:55: muss man aber auch sagen, das ist einfach Effekt der Steuerprogression, die wir haben,
00:24:58: so ist das System gestaltet, und damit sind eigentlich alle zufrieden, das entspricht dem,
00:25:03: was im Großen und Ganzen als fair bezeichnet wird, dass die, die mehr verdienen, auch
00:25:08: nicht nur absolut, sondern auch relativ mehr zahlen, die die weniger verdienen, weniger,
00:25:12: und wenn man daher jetzt sagt, das ist ein steuerlicher Fehleranreiz, dann stellt man
00:25:17: in Wahrheit die Progression, die Steuerprogression in Frage, und das muss man sich gut überlegen,
00:25:23: ob man das möchte.
00:25:24: Das kann man schon wollen, in Ungarn zum Beispiel, sind Arbeitseinkünfte proportional, flach
00:25:31: mit 15%, egal wie hoch, egal wie viel man verdient, besteuert, da ist dann egal, ob
00:25:37: ich weniger oder mehr arbeite, sind immer 15%, aber meine Vermutung ist, dass das politisch
00:25:43: in Österreich nicht gewollt ist, und das kann ich auch verstehen.
00:25:46: Bevor wir darüber sprechen, wie man diese steuerlichen Anreize oder vielleicht auch
00:25:51: Fehlanreize lösen könnte, wie ist die Situation denn für Unternehmen, kommen die Teilzeitkräfte
00:25:57: unterm Strich teurer, oder sind die vielleicht sogar günstigere Beschäftigte?
00:26:02: Für die Unternehmen gibt es zwei Antworten.
00:26:05: Erstens, für die Unternehmen ist es grundsätzlich egal, weil die Kosten für die Arbeitnehmer
00:26:10: und auch alle Lohnnebenkosten sind grundsätzlich steuerlich abzugsfähig, und ob das jetzt
00:26:15: Teilzeitbeschäftigte sind oder Vollzeitbeschäftigte macht keinen Unterschied.
00:26:19: Zweiter Teil der Antwort, Vollzeitbeschäftigte, die mehr verdienen als die Höchstbemessungsgrundlage
00:26:27: für die Sozialversicherung, also die ein bisschen besser verdienen, die kommen letztlich
00:26:31: sogar billiger, weil dann die Lohnnebenkosten, also die Sozialversicherungsbeiträge relativ
00:26:37: immer günstiger oder weniger prozent hat es aufs gesamte Einkommen gerechnet, ausmachen.
00:26:41: Also für ein Unternehmen ist es einerseits egal, andererseits vielleicht sogar die Vollzeitbeschäftigte
00:26:47: günstiger.
00:26:48: Wie erklären Sie sich dann, dass es doch immer mehr Unternehmen gibt, die auch dezidiert
00:26:52: Teilzeitbeschäftigte suchen?
00:26:54: Ich glaube, das ist jetzt meine persönliche Meinung, dass das keine steuerlichen Gründe
00:27:00: hat, sondern das ist einfach der Arbeitsmarkt.
00:27:02: Wir sind mitten in einer Änderung des Arbeitsumfeldes der Art und Weise, wie Personen arbeiten
00:27:06: möchten, möchten flexibler arbeiten, möchten auch Homeoffice haben, möchten vielleicht
00:27:11: eben auch nicht 40 Stunden oder 60 Stunden oder 70 Stunden arbeiten und die Unternehmen
00:27:15: kommen dem entgegen, die haben gar keine andere Wahl.
00:27:17: Also das wäre jetzt meine persönliche Erklärung dafür und das deckt sich auch mit Beobachtungen
00:27:24: oder Gesprächen, wenn man mit Unternehmen spricht, die Hände, Ringen, Leute suchen und
00:27:28: sagen aber die wollen nur 30 und die anderen wollen ganz flexibel und die Dritten wollen
00:27:32: nur von zu Hause.
00:27:33: Und das wird dann auch angeboten, weil die Unternehmen brauchen die Leute.
00:27:37: Wie schaut denn eigentlich der Staat bei diesem ganzen Deal raus?
00:27:42: Also Wirtschaftsminister Hartmann-Storfer hat ja kritisiert, dass eben zu viele Menschen
00:27:47: Teilzeit arbeiten würden.
00:27:48: Was ist das Problem für den Staat Österreich?
00:27:51: Für den Staat Österreich gibt es wohl das eine, kann durchaus gravieren sein, das eine
00:27:58: gravierende Problem, dass Personen, die Teilzeit haben, zahlen halt eben einfach weniger Steuer
00:28:03: und auch weniger Sozialversicherungsbeiträge.
00:28:05: Wenn sie wenig verdienen, kommen sie auch in Genuss von Sozialleistungen, Transfers,
00:28:11: Negativsteuer und so weiter und tragen daher weniger bei, als sie würden, wenn sie Vollzeit
00:28:17: arbeiten würden.
00:28:19: Ob es aber wirklich Aufgabe des Staates ist, ein sozial erwünschtes Arbeitsausmaß festzulegen
00:28:26: oder ob man sagt, das ist die private Entscheidung jeder und jedes Einzelnen, das ist eine Frage
00:28:33: der politischen Wertungen.
00:28:34: Jetzt hat es ja anfangs so geklungen, als wäre Teilzeit ein ziemlich guter Deal für Beschäftigte,
00:28:40: weil man eben mit unterdeutlich weniger Steuern zahlt.
00:28:43: Es gibt aber auch Probleme, die viele Menschen mitunter nicht so am Schirm haben, denken
00:28:48: wir an die Pensionen.
00:28:50: Was ist da vielleicht, sagen wir mal, das versteckte Manko an der Teilzeit?
00:28:56: Das versteckte Manko ist tatsächlich insbesondere das Pensionssystem.
00:29:01: Im Hinblick auf die Krankenversicherung ist man in gleicher Weise versichert und hat
00:29:06: die gleichen Ansprüche auf Gesundheitsleistungen, ob man jetzt Teilzeit oder Vollzeit arbeitet.
00:29:10: Bei der Pensionsversicherung ist das anders.
00:29:13: Je weniger ich in die Pensionsversicherung einzahle, umso weniger bekomme ich am Ende
00:29:16: auch heraus.
00:29:17: Das heißt, das ist der Nachteil, was die eigenen Ansprüche dann später einmal betrifft und
00:29:23: ich kann mir gut vorstellen, da war auch ich nicht anders, dass man mit 25, dass die Pensionsleistungen
00:29:29: noch nicht so sehr im Kopf hat.
00:29:31: Einerseits, andererseits, wir haben das Umlageverfahren, die Pensionsbeiträge, die die Arbeitnehmer
00:29:37: jetzt zahlen, kommen ja in Wahrheit den jetzigen Pensionisten zugute und wenn das auch immer
00:29:43: weniger wird, dann wird der Budgetbeitrag des Staates immer höher, der jetzt ja auch
00:29:48: schon sehr hoch ist.
00:29:49: Wir haben vorher darüber gesprochen, dass es vermutlich mehr bringen würde, wenn der
00:29:54: Staat da eben steuerpolitisch etwas ändert, als wenn man die Route ins Fenster stellt
00:30:00: und sagt, wir lassen euch mehr zahlen.
00:30:02: Welche Stellschrauben gibt es denn tatsächlich, Teilzeitarbeit oder sagen wir vielleicht mal
00:30:07: Vollzeitarbeit attraktiver zu machen, ohne die Progression über den Haufen zu werfen?
00:30:13: Ich glaube schon, dass es sinnvoll wäre, sich die Progression und dem Progressionsverlauf
00:30:19: noch einmal genauer anzusehen.
00:30:21: Wir haben aktuell eine stufenweise Progression.
00:30:24: Das heißt, wenn man eine bestimmte Einkommensgrenze erreicht, dann springt man automatisch für
00:30:28: den nächsten zusätzlichen Euro, den man verdient, in eine höhere Klasse.
00:30:33: In Deutschland gibt es einen anderen Progressionsverlauf, einen linearen Progressionstarif, auch Progression
00:30:39: aber halt verläuft ein bisschen glatter, nicht mit diesen Stufensprüngen.
00:30:42: Ich glaube, das wäre eine relativ einfache Möglichkeit, den Progressionsverlauf zu
00:30:47: glätten und das Überspringen einer Stufe zu vermeiden, dass dann besonders schmerzhaft
00:30:52: ist.
00:30:53: Eine andere Möglichkeit, wenn man das nicht möchte und den Stufentarif beibehalten möchte,
00:30:58: wäre, es gibt in Österreich eine 48-Prozent-Stufe, die nächste ist dann eine 50-Prozent-Stufe,
00:31:04: dass man die 48-Prozent-Stufe einfach streicht, dann hätte man eine sehr breite Stufe, die
00:31:11: mit 30 Prozent besteuert wird, da hätte man in dem Bereich, in dem sehr viele Einkommen
00:31:17: tatsächlich auch fallen, eine flache Besteuerung, also keine starke Progressionswirkung, vielleicht
00:31:24: ist das sinnvoll.
00:31:25: Muss man aber auch dazu sagen, dass das Budgetee gerade in Zeiten wie diesen schwer zu verkraften
00:31:31: ist für den Staat.
00:31:32: Also die politische Machbarkeit würde ich ein bisschen mit einem Fragezeichen versehen
00:31:36: aktuell.
00:31:37: Ist das vielleicht der Grund, warum da die Politik eher auf die individuelle Verantwortung
00:31:41: zeigen will, als tatsächlich im Steuersystem etwas ändern, dass es eben auch Einschnitte
00:31:46: in der Staatskasse bedeuten könnte, wenn man da eben die Besteuerung ändert?
00:31:50: Das halte ich für möglich, das sind politische Überlegungen.
00:31:54: Eine andere Diskussion, die jetzt geführt wird, ist die Frage Besteuerung des Stundenlohns.
00:32:00: Was ist damit gemeint, aktuell wird ja Besteuert anhand des Jahreseinkommens und Personen,
00:32:06: die im Jahr 2025 viel verdienen, zahlen mehr Steuer und die anderen weniger.
00:32:11: Und wenn man das umstellt auf Besteuerung nach dem Stundentrifftan, steht dahinter der
00:32:16: Gedanke, dass jemand, der weniger verdient, weil er oder sie Teilzeit arbeitet, aber
00:32:24: an sich gut verdient, also mit einem hohen Stundenlohn bezahlt wird, dass diese Person
00:32:29: dann mit einem Steuersatz besteuert wird, den sie sonst hätte, wenn sie voll arbeiten
00:32:35: würde.
00:32:36: Und das ist eine Idee, die halte ich für schwierig, für problematisch, aus mehreren Gründen.
00:32:44: Da gibt es mal ganz praktische Gründe, nämlich Abgrenzungsfragen, also welche Personengruppe,
00:32:48: umfasst mir jetzt genau.
00:32:50: Man will wohl die treffen, wobei ich mir ganz schwer tue, das auch auszusprechen und
00:32:54: gar zu definieren, die halt irgendwie weniger arbeiten, weil sie gerne mehr Freizeit haben
00:32:59: oder Kaffee Latte trinken gehen.
00:33:05: Die zu identifizieren ist gar nicht so leicht, weil Personen mit Betreuungspflichten sind da
00:33:07: nicht mit gemeint, aber was ist eine Betreuungspflicht im Gegensatz zum Betreuungswunsch, wann endet
00:33:14: die Pflicht, wann beginnt der Wunsch und möchte der Staat dann wirklich sorgen bis zum Betreuungspflichten
00:33:20: von Kindern, bis zum Alter von so und so viel ist es Pflicht und danach ist es Wunsch.
00:33:25: Also das ist ganz, ganz schwierig, was ist mit Personen, die eh mehr arbeiten möchten,
00:33:30: aber nicht aufstocken können, weil das im Betrieb gerade nicht möglich ist, was ist
00:33:34: mit Personen, die All-in-Verträge haben, also die auch keine Stundenaufzeichnungen führen,
00:33:38: die auch Überstunden nicht extra abgegolten bekommen.
00:33:41: Was ist bei Personen, die eine ungleiche Arbeitsbelastung während des Jahres haben,
00:33:47: Saisonarbeiter, Gastro, wichtige Branche, gerade im Bereich Teilzeitarbeit.
00:33:51: Und jetzt kann man natürlich sagen, all diese Fragen, die ich aufgeworfen habe, das kann
00:33:55: der Gesetzgeber definieren, ist schwierig, aber kann man machen, aber damit ist dann
00:34:00: sehr viel Bürokratie wiederum für die Unternehmen verbunden, sehr viel Recherchearbeit und hinter
00:34:07: Fragen von Motivation, warum, arbeitet er jetzt wirklich Teilzeit und fällt das in Anführungsstrich
00:34:13: als gute Teilzeit oder Anführungsstrich als schlechte Teilzeit.
00:34:16: Und außerdem hat man hier ein bisschen ein Bild vor Augen von Arbeitnehmern wie vor 50
00:34:25: Jahren, die halt 40 Stunden ins Büro kommen, da sitzen und nach 40 Stunden gehen es dann
00:34:29: wieder.
00:34:30: Und dass sich die Arbeitswelten gerade jetzt aber sehr ändern, wird da gar nicht mit abgebildet.
00:34:36: Was ist zum Beispiel mit sehr vielen Selbstständigen, die entweder auch weniger arbeiten möchten
00:34:42: und daher den einen oder anderen Auftrag nicht annehmen oder andere Selbstständige, die
00:34:48: 60, 80 Stunden die Woche arbeiten.
00:34:51: Also dieses Festhalten an Arbeitnehmern, uns nicht Selbstständigen Arbeitnehmern, kann
00:34:58: zu Verwerfungen und tatsächlich auch Gerechtigkeits- fernes Problemen gegenüber Personen führen, die
00:35:03: auch arbeiten, auch verdienen, aber nicht Arbeitnehmer im eigentlichen Sinne sind.
00:35:08: Was glauben Sie denn, wie groß ist der steuerpolitische Faktor als Einfluss darauf, ob jemanden
00:35:15: nun Teilzeit arbeitet oder nicht tatsächlich?
00:35:18: Wir haben es vorher schon mal gehört, vor allem Frauen arbeiten sehr oft in Teilzeit,
00:35:23: das spielen dann oft Kehrtätigkeiten, Kinderbetreuung, Pflegeangehöriger hinein.
00:35:27: Ist da nicht die allererste Überlegung, es könnt ihr niemand anderes sonst machen oder
00:35:33: ich muss das ja machen, bevor man sich überhaupt denkt, ja wie viele Steuern zahl ich, aber
00:35:37: wenn ich jetzt aufstocken würde.
00:35:38: Das ist durchaus möglich, das ist eine empirische Frage, gibt es sicher Untersuchungen dazu
00:35:44: von Arbeitsmarktexpertinnen, ich kann mir aber schon auch vorstellen, dass die Überlegung
00:35:49: ich arbeite jetzt 20 Stunden und wenn ich auf 30 Stunden aufstocke, dann bleibt man eigentlich
00:35:54: gar nicht so viel übrig, kann mir schon vorstellen, dass das schon auch ein Thema ist.
00:35:59: Aber wie gesagt, die Ursache ist Progression und die Progression ist schon ein wichtiges
00:36:03: Element unseres Steuersystems.
00:36:04: Ein Punkt, der in dem Zusammenhang vielleicht auch wichtig ist, dass wenn es so eine Stundenbesteuerung
00:36:13: nenne man so, wenn es so eine Stundenbesteuerung gibt oder die eingeführt würde, dann kannst
00:36:19: durchaus unintended Konsequenzen, es nicht bei absichtigte Folgen geben, das sollte man
00:36:24: sich wirklich gut überlegen, weil dann möglicherweise gerade gut ausgebildete Frauen, die einen
00:36:30: höheren Lohn auf die Stunde oder ein höheres Gehalt auf die Stunde gerechnet verdienen,
00:36:35: die sich dann vielleicht überlegen, dann arbeite ich aber lieber gar nicht und bleib
00:36:38: zu Hause.
00:36:39: Und dann wäre all das, was die letzten 20 Jahre gepredigt wurde, nämlich bitte Frauen,
00:36:46: arbeitet es wenigstens Teilzeit, verschwindet nicht vom Arbeitsmarkt, sonst kommt es hier
00:36:49: nie wieder rein.
00:36:50: Und das stimmt ja, all das löst sich auf einmal in Schall und Rauch auf, weil die Frauen sagen,
00:36:56: wenn man nicht einmal was übrig bleibt und ich habe Stress noch dazu, dann gehe ich
00:37:00: lieber nicht arbeiten, das muss man und gerade gut ausgebildete Frauen, die in Österreich
00:37:07: ihre Ausbildung ja auch letztlich vom Steuerbezahler finanziert bekommen.
00:37:10: Das heißt, die Progression überdenken, wer eine Möglichkeit, die Sie sehen, diese
00:37:17: Stundenlohnbesteuerung, sehen Sie eher kritisch, fallen Ihnen noch andere Stellschrauben ein,
00:37:22: wo man in diesem Bereich eingreifen könnte?
00:37:24: Es gibt noch ein paar punktuelle Maßnahmen, die man machen kann in Deutschland wird diskutiert
00:37:30: oder wurde diskutiert, eine Teilzeit-Aufstockungsprämie, eine Prämie, die den Unternehmen und
00:37:37: dann letztlich den Arbeitnehmern zugute kommt und den Steuernachteil aus einer Aufstockung
00:37:42: der Teilzeit kompensieren soll.
00:37:45: Das ist auch relativ verwaltungsaufwendig und hat vor allem, so wie das da diskutiert
00:37:49: wird, so Lock-in-Effekt, weil man sagt, es muss doch zumindest dann 24 Monate die Person
00:37:53: Vollzeit arbeiten und das verhindert wieder Flexibilisierung fürs Unternehmen, aber auch
00:37:59: für die Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen.
00:38:02: Andere Möglichkeit ist eine Art Vollzeitbonus, das heißt, dass Arbeitnehmer, Arbeitnehmerinnen
00:38:09: bei der Arbeitnehmerveranlagung an zusätzlichen Absätzen betragt bekommen, wenn sie Vollzeit
00:38:13: arbeiten.
00:38:14: Das würde auch ein Teil der zusätzlichen Steuerbelastung wieder zurücknehmen, ist vielleicht
00:38:21: dann auch wieder ein bisschen ungerecht gegenüber all jenen, die nicht Arbeitnehmer sind, sondern
00:38:26: die selbstständige arbeiten.
00:38:27: Die Absetzbarkeit von Kinderbetreuungskosten, die steuerliche Absetzbarkeit von Kinderbetreuungskosten
00:38:34: hatten wir eine Zeit lang bis 2019.
00:38:37: Dann nicht mehr, wurde dann durch den Familienbonus Plus abgelöst, aber das ist vielleicht
00:38:43: auch etwas, den Steuervorteil aus der Absetzbarkeit der Kinderbetreuungskosten habe ich ja nur,
00:38:50: wenn ich auch verdiene und daher auch Einkommen habe, von dem ich diesen Betrag absetzen
00:38:54: kann.
00:38:55: Und ist daher vielleicht auch ein Anreiz zu arbeiten oder auch mehr zu arbeiten.
00:38:59: Und dann sollte man sich wahrscheinlich schon einmal überlegen, wir haben doch auch Anreize
00:39:06: bei uns im System, die es verlockend machen, nicht zu arbeiten oder sehr, sehr wenig zu
00:39:13: arbeiten.
00:39:14: Das ist recht von der Negativsteuer.
00:39:16: Personen, die sehr wenig verdienen, bekommen dann einen Teil, einen Betrag von der Finanzverwaltung
00:39:22: zurück überwiesen.
00:39:23: Und wenn sie mehr arbeiten, dann kriegen sie das nicht mehr.
00:39:27: Also auch das ist ein Anreiz, nicht mehr zu arbeiten und etwas, was politisch wahrscheinlich
00:39:34: im Besonderen heißt, ist die Abschaffung, dass alle Einverdiener Absetzbetrag ist, weil
00:39:39: auch das ist ein Anreiz, das eben nur einer im Haushalt verdient.
00:39:44: Ein bisserl stellt sich ja auch die Frage, wie sehr sollte der Staat generell darauf
00:39:49: einwirken, dass Menschen jetzt Vollzeit arbeiten oder nicht?
00:39:53: Also ist die Wahl der eigenen Arbeitszeit nicht einfach auch viel in der Selbstverantwortung,
00:39:58: weil es einen ja sowieso auch irgendwann betrifft, je nachdem, wie viel man eben zum
00:40:01: Beispiel Pensionen rausbekommt?
00:40:02: Also da kann ich nur meine ganz persönliche Meinung als Bücherin dieses Landes Ihnen sagen.
00:40:09: Ich bin durchaus ein liberal geprägter Mensch und ich finde, der Staat sollte sich da nicht
00:40:13: einmischen.
00:40:14: Das ist tatsächlich eine höchstpersönliche Frage, wie viel ich arbeiten will, wie viel
00:40:18: ich verdienen will.
00:40:19: Wie viel Geldungstrang ich habe, wie sehr ich mich verwirklichen möchte oder ob ich dann
00:40:24: doch lieber mehr in die Berge gehen möchte.
00:40:26: Also ich persönlich glaube, das ist tatsächlich eine persönliche Entscheidung und nicht Entscheidung
00:40:30: des Staates.
00:40:31: Und am Ende bleibt ja auch die Frage, übrigens immer mehr Menschen arbeiten heute Teilzeit.
00:40:36: Gleichzeitig gab es ja auch schon seit vielen Jahrzehnten keine Arbeitszeitreduktion mehr.
00:40:41: Also müsste man vielleicht die Wochenarbeitsstunden das, was als Vollzeit zählt, reduzieren?
00:40:48: Das würde ich nicht vorschlagen zu tun, die Produktivität sinkt und es wäre ein falsches
00:40:58: Signal.
00:40:59: Weil dann insgesamt die Leute einfach noch weniger arbeiten.
00:41:04: Und am Strich, wenn jetzt der österreichische Staat wirklich sich zum Ziel gesetzt hat,
00:41:10: wir wollen die Teilzeitquote reduzieren, was hielten Sie für die effektivste Maßnahme
00:41:15: steuerpolitisch?
00:41:16: Steuerpolitisch würde ich die Progression verflachen oder zumindest diese Progressionsstufe
00:41:24: 48% streichen, vielleicht dafür andere Progressionsstufen anheben, um auch das Budgetär verkraftbar
00:41:30: zu machen oder zumindest umstellen auf eine lineare Progression, also weggehen von der
00:41:36: Stufenprogression hin zu einer linearen Progression.
00:41:39: Und gibt es noch was, das man in Bezug auf Unternehmen und jetzt nicht auf die einzelnen
00:41:43: Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer machen könnte?
00:41:45: Aus steuerlicher Sicht fällt mir da nichts ein.
00:41:48: In dem Fall haben wir schon sehr viele Vorschläge geliefert und von Ihnen bekommen.
00:41:52: Vielen Dank für den Besuch im Studio, Frau Eberhardtinger.
00:41:55: Ich danke fürs Gespräch.
00:41:56: Wir sagen auch Danke an Sie, liebe Hörerinnen und Hörer, dass Sie wieder eingeschaltet
00:42:01: haben zu dieser Interviewfolge von Inside Austria.
00:42:04: Inside Austria hören Sie auf allengängigen Podcast-Plattformen auf der Standard.at und
00:42:08: auf spiegel.de.
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00:42:56: das war diesmal vor allem Christoph Neubert.
00:42:58: Ich bin Antonia Raut und sage Tschüss und Baba.